Entwerfen Fly to Berlin SS23

251.930 8,0 h (10,0 ECTS)

Fly to Berlin. grossdenkmal THF

Entwerfen und Denkmalpflege II

Heike OEVERMANN
Rita MULLEN
Johannes PAINTNER

Einführung
Dienstag, 07.03.2023, 09:00 Uhr,
Seminarraum 257

Termine
wöchentlich Dienstag, 9:00 – 14:00 Uhr, SR 257 (Stiege 3, 2. Stock).
Anmeldung
Motivationsschreiben (ca. halbe DIN A4 Seite) und Portfolio ab 15.02.2023 bis 20.02.2023, 12 Uhr per Email an rita.mullen@tuwien.ac.at
Lernergebnisse
Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, sich forschend und entwerferisch mit historischen Großbauten auseinanderzusetzen, denn jede Entwurfsarbeit am denkmalgeschützten Objekt beansprucht spezifisches Wissen und erfordert dem Bestand angemessene Strategien. Die Übung bietet den Studierenden die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Erfordernissen zu befassen, denen man beim Erhal¬ten, Instandsetzen und behutsamen Entwickeln eines Denkmals gerecht werden muss. Die Studierenden lernen zudem den räumlichen Kontext und die Akteure der Planungsprozesse mit in die denkmaltheoretischen und denkmalpraktischen Auseinandersetzungen einzubeziehen.
Inhalt der Lehrveranstaltung Berlin verfügt umfangreiche bauliche Hinterlassenschaften ehemaliger Flughäfen, Flugplätze und der Luftfahrtindustrie; über zahlreiche, als Denkmal gelistete Zeugnisse der Mobilität und Infrastruktur. Dies sind neben der Luftfahrt, das seit dem 17. Jahrhundert ausgebaute Berlin-Brandenburger Wasserwegenetz, das im 19. Jahrhundert aufkommende Schienenwesen mit Fern- und Nahverkehr, wie S- und U-Bahnstrukturen, und die in der frühen Moderne und Nachkriegsmoderne geschaffene Avus-Autostraße und autogerechte Stadt. Der ehemalige Flughafen Tempelhof (THF) ist mit seinem Gebäude ein herausragendes Großdenkmal innerhalb dieser Stadtlandschaft Berlins. Gleichzeitig ist seine denkmalgerechte Erhaltung und Entwicklung eine Herausforderung aufgrund Größe, Zugänglichkeit und Komplexität des Erbes. Zudem sind stadt- und baupolitische Herausforderungen gegeben, die nicht zuletzt auf die Gründung Großberlins 1920 zurückgeführt werden können, den Umstand das THF eine landeseigene Liegenschaft ist und die vielfältigen Bauvorschriften. 1936 beginnt unter der Herrschaft der Nationalsozialisten der Bau im innerstädtischen Süden Berlins, der nie fertiggestellt wurde. Ernst Sagebiel schuf eine monumentale und moderne Architektur, die zur Stadtseite geschlossen und mit über einem km Länge stadtraumprägende Wirkung entfaltet. Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion bestimmen zunächst die Nutzungen und tragen maßgeblich dazu bei, dass der Flughafen ein unbequemes Erbe ist. Die Luftbrücke der Jahre 1948/1949 konnotiert den Flughafen mit einer beispiellosen Versorgungsaktion. THF wird Ort einer politischen Strategie in dem spannungsgeladenen Verhältnis zwischen den Siegermächten. Während der Teilung der Stadt steht THF für die freie Anbindung West-Berlins an die Welt. Der zivile Luftverkehr endet 2008.
Seit rund 15 Jahren sind unterschiedliche Umnutzungen erprobt und etabliert, die allerdings weder das gesamte Gebäude bespielen noch eine einladende Öffnung zur Stadt oder Flugfeld geschaffen haben. Das Großdenkmal braucht eine kluge Erhaltungsstrategie, die gleichermaßen das Zeugnis in seinen vielfachen Zeitschichten und Deutungen bewahrt, wie durch plurale Wertzuschreibungen, Nutzungen und Stadtpolitiken in eine nachhaltige und behutsame Entwicklung überführt.
Fly to Berlin – Großdenkmal THF kooperiert mit zwei institutionelle Partnern, die Tempelhof Projekt GmbH und die Oslo School of Architecture and Design, zudem erhalten wir Impulse durch eingeladene Experten. In dem Projekt und der Exkursion werden die Herausforderungen des Großdenkmal im doppelten Spiegel der lokalen Akteure und der internationalen Denkmalpolitiken und Praktiken reflexiv beleuchtet. Die drei zentralen Themen sind:
– THF im Kontext der Stadt: Öffnung und Zugänglichkeit des Großdenkmals und Stadtraums – Denkmalwerte – Bestandswerte: Wertzuweisungsprozesse durch unterschiedliche Akteure und Politiken – Bewahrung und Veränderung eines Großdenkmals: Ansätze aus Theorie und Praxis
Die Öffnung und Zugänglichkeit des Großdenkmals und Stadtraum beinhaltet die Prüfung möglicher städtebaulicher Gestaltungen und eventuellen Nachverdichtungen auf der Stadtseite des Großdenkmals. Die Wertzuweisungsprozesse können diskursanalytisch untersucht, ebenso wie im Spiegel der Denkmalschutzgesetzgebungen von Österreich, Deutschland und Norwegen diskutiert werden. In jedem Fall muss eine Analyse der Bestandswerte erfolgen und mit denen der klassischen Denkmalwerte (theorie) abgeglichen werden. Ansätze zur Bewahrung und behutsamen Veränderungen eines Großdenkmals können durch vergleichende Ansätze vorbereite werden, hier spielt die Nachkriegsmoderne eine wichtige Rolle. Wichtige Themensetzungen und Narrative, wie eigene konkrete Ideen und Eingriffe sollen in Alternativen erprobt werden.

Exkursion:
Eine verpflichtende Exkursion vom 05. bis 09. Juni in Berlin wird uns die Infrastrukturen der Mobilität der Stadt, explizit auch den zweiten aufgelassenen Flughafen Tegel, näherbringen und das Arbeiten am und im Objekt THF ermöglichen, dort findet ein internationaler Studierenden-Workshop im Zusammenarbeit mit der Tempelhof Projekt GmbH statt. Anreise ist am 04.06.2023 bzw. mit dem Nachzug am Morgen des 05.06.2023, Abreise am 10.06.2023 bzw. mit dem Nachtzug am Abend des 09.06.2023; Die An- und Abreise ist von Studierenden selbst zu organisieren und zu begleichen. Eine Fahrkarte für den Berliner öffentlichen Nahverkehr wird für den Exkursionszeitraum benötigt, z. B. 7-Tages-Ticket ca. 36€.
Da die Exkursion im Juni stattfindet, ist Zeit, dass die Studierenden als Gruppe um eine Unterbringung in Berlin selbst organisieren, entsprechend wird kein Exkursionsbeitrag erhoben. 251.687 Exkursion Denkmalpflege