SS 22 Entwerfen Wider das Wirtshaussterben

251.892 8,0 h (10,0 ECTS)

Wider das Wirtshaussterben!

Großes Entwerfen Denkmalpflege und Entwurf: Strategien der Erhaltung

Albert KIRCHENGAST, Dimitri EGOROV, Johann GALLIS

Einführung
Dienstag 8. März. 2022, 9:00 Uhr
Seminarraum 257

Termine
wöchentlich Dienstag, 9:00 – 13:00 Uhr, SR 257 (Stiege 3, 2. Stock) oder online.

Anmeldung
über den TISS Bewerbungspool + Motivationsschreiben (ca. halbe DIN A4 Seite) als Teil des Portfolios oder per Email an dimitri.egorov@tuwien.ac.at

Lehre unter Covid-19
Die BetreuerInnen der Lehrveranstaltung werden die Teilnehmenden rechtzeitig über Termine und einen allenfalls geänderten Ablauf der LVA ins Bild setzen.

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, sich entwerferisch mit historischen Bauten auseinanderzusetzen, denn jede Entwurfsarbeit am denkmalgeschützten Objekt beansprucht spezifische Kenntnisse und erfordert dem Bestand angemessene Strategien. Die Übung bietet den Studierenden die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Erfordernissen zu befassen, denen man beim Erhalten, Restaurieren, Sanieren und Verwalten eines Denkmals oder bei Eingriffen in ein denkmalgeschütztes Ensemble gerecht werden muss.

Inhalt der Lehrveranstaltung

Die österreichische Wirtshauskultur stagniert seit Jahren. Gerade im ländlichen Raum sperren immer mehr traditionsreiche Gasthäuser zu und hinterlassen Lücken im gesellschaftlichen Leben und der baulichen Identität von Landstädten und Dörfern. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden Projekte ins Leben gerufen, die Wirte dabei unterstützen sollen, ihre Häuser zu profitablen Unternehmen zu entwickeln, die zur Erhaltung lokaler Traditionen, des charakteristischen Ortsbilds und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts beitragen. Während diese Kampagnen in einzelnen Fällen erfolgreich waren, können sie einen generellen Trend nicht stoppen: die Wirtshausszene scheint eine Gesamtentwicklung widerzuspiegeln, wenn die “gepflegte Gastlichkeit” aus dem Alltag der Menschen schwindet und man entweder auf die Haubengastronomie oder das Drive-in verwiesen ist. Mit guten Orten des entspannten Aufenthalts haben beide Extreme wenig zu tun.

Die Ausarbeitung nachhaltiger Strategien der Erhaltung und Weiterentwicklung ländlicher Wirtshäuser bildet die zentrale Aufgabe des Großen Entwerfens. Studierende sollen Überlegungen zu einem realistischen betriebswirtschaftlichen Konzept in die Tat umsetzen: Welche Rolle spielt eine solide Gestaltung für die gepflegte “Gastlichkeit”? Wie immer arbeiten wir mit einem realen Szenario: Das Wirtshaus Fuith in Sankt Margarethen im Burgenland– bis 1880 eine evangelische Schule – gehörte zu den wichtigsten Adressen an der Hauptstraße und versorgte über ein Jahrhundert lang die lokale Bevölkerung mit Speis und Trank. Im Dezember 2015 ging Eugen Fuith, der das Geschäft seit 1983 führte, in Pension. Er fand aufgrund von behördlichen Auflagen und fallenden Gästezahlen keine Nachfolger, die sein Lokal übernehmen wollten. Seit damals stehen große Teile des Bauwerks leer. Es wartet auf Konzepte, die helfen könnten, das Gasthaus wieder ins Zentrum des Dorflebens zu rücken.

Unter strenger Berücksichtigung denkmalpflegerischer Grundsätze entwickeln wir einen detaillierten Entwurf für die Adaptierung/Umdeutung dieses Gasthauses sowie das angrenzende, ruinöse Gebäude, dessen Mauergeviert heute als Garten genutzt wird. Das Augenmerk liegt sowohl auf der Integration ins Ortsbild – daher dem “Auftritt” des Hauses –, wie auf den gestalterischen und stofflichen Qualitäten der inneren Räume, die bereits in den 1960er Jahren von Julius Kappel – einem zentralen Architekten der burgenländischen Moderne – eingerichtet wurden. Wir arbeiten also analog, vor dem Hintergrund realer Ereignisse mit einer konkreten Bausubstanz, an einem Ort mit Geschichte – vor dem Hintergrund der anonym-ländlichen Baukultur und heutigen Strategien der Verfeinerung.

Exkursion

Zwei eintägige Reisen nach Sankt Margarethen im Burgenland zwischen 28.03 und 08.04. werden uns das Arbeiten direkt am Objekt ermöglichen. Zusätzliche Exkursionen und Besichtigungen in der Region sind ebenfalls vorgesehen.

251.812 Exkursion zur Denkmalpflege