Fly to Berlin – Studierendenarbeiten

Fly to Berlin

Großes Entwerfen, 10 ECTS
Studierendenarbeiten
Sommersemester 2023

Betreuung:
Heike OEVERMANN
Rita MULLEN
Johannes PAINTNER

Berlin verfügt über umfangreiche bauliche Hinterlassenschaften ehemaliger Flughäfen, Flugplätze und der Luftfahrtindustrie; über zahlreiche, als Denkmal gelistete Zeugnisse der Mobilität und Infrastruktur. Der Bau des Flughafen Tempelhofs (THF), wie er heute überliefert ist, beginnt 1936 unter der Herrschaft der Nationalsozialisten im innerstädtischen Süden Berlins, und wurde nie fertiggestellt. Ernst Sagebiel schuf eine monumentale und moderne Architektur, die zur Stadtseite geschlossen und mit über einem km Länge stadtraumprägende Wirkung entfaltet. Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion bestimmen zunächst die Nutzungen und tragen maßgeblich dazu bei, dass der Flughafen ein unbequemes Erbe ist. Die Luftbrücke der Jahre 1948/1949 konnotiert den Flughafen mit einer beispiellosen Versorgungsaktion. THF wird Ort einer politischen Strategie in dem spannungsgeladenen Verhältnis zwischen den Siegermächten. Während der Teilung der Stadt steht THF für die freie Anbindung West-Berlins an die Welt. Der zivile Luftverkehr endet 2008.

Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist mit seinem Gebäude ein herausragendes Großdenkmal innerhalb dieser Stadtlandschaft Berlins. Gleichzeitig ist seine denkmalgerechte Erhaltung und Entwicklung eine Herausforderung aufgrund Größe, Zugänglichkeit und Komplexität des Erbes.

In dem Projekt und der Exkursion werden die Herausforderungen des Großdenkmal im doppelten Spiegel der lokalen Akteure und der internationalen Denkmalpolitiken und Praktiken reflexiv beleuchtet. Die drei zentralen Themen sind:

  • THF im Kontext der Stadt: Öffnung und Zugänglichkeit des Großdenkmals und Stadtraums

  • Denkmalwerte – Bestandswerte: Wertzuweisungsprozesse durch unterschiedliche Akteure und Politiken

  • Bewahrung und Veränderung eines Großdenkmals: Ansätze aus Theorie und Praxis

Ansätze zur Bewahrung und behutsamen Veränderungen eines Großdenkmals können durch vergleichende Ansätze vorbereitet werden. Wichtige Themensetzungen und Narrative, wie eigene konkrete Ideen und Eingriffe sollen in Alternativen erprobt werden.

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OPEN
Hanna Ebenhöh
Caroline Fiegl
Barbara Gosztom
Alexandra Lea Zöldhegyi

Der Umgang mit dem Erbe der NS-Diktatur erfordert besondere Sensibilität. Die nationalsozialistische Repräsentationsarchitektur und ihre Gestaltungsmittel vermitteln einen repräsentativen Charakter und sind Ausdruck eines politischen Kontroll- und Einschüchterungswillens. Die Größe und Geschlossenheit des Flughafens bildet eine städtebauliche Barriere und verhindert eine direkte Verbindung zwischen Stadtraum und Feld. Starke Axialität, Wiederholung und Strenge der Form sind typische Gestaltungsmerkmale.

Um mit der Ideologie des Nationalsozialismus zu brechen, soll das Gebäude zugänglicher und durchlässiger gestaltet, die Monumentalität geschwächt und die Mittelachse gelenkt werden. Die Passage als Intervention, die einen gleichberechtigten Zugang von beiden Seiten ermöglicht und als öffentlicher Raum einen demokratischen Charakter erhält, versteht sich als Gegenposition zur hierarchischen Erschließung des Gebäudes.

Das Projekt sieht die Wiedereröffnung einer ehemals vorhandenen Passage neben dem Turm 5 vor. Die reversible Intervention der Passage soll respektvoll mit dem Bestand umgehen und sich in Farbe und Material von ihm distanzieren. Große Entfernungen und monumentale Baukörper erschweren jedoch die Sichtbarkeit und Erkennbarkeit und bilden eine visuelle Barriere. Daher werden verschiedene Signale und ein großzügiger stadtseitiger Vorplatz eingesetzt, um die Annäherung an das Gebäude zu erleichtern. Der Turm kann als Träger dienen und den Übergang sowohl stadtseitig als auch luftseitig markieren. Das Konzept der luftseitigen Bodenmarkierungen stellt eine Choreographie für Menschen dar, wie sie für Flugzeuge üblich ist.

AIRPORT TO THE PEOPLE
Claudius Hänsler
Linus Dittgen
Marcel Bumb
Nina Pospisil

Das Projekt befasst sich mit der Thematik der möglichen Nachnutzung des Tempelhofer Flughafens in Berlin. Im Laufe des beinahe 90-jährigen Bestehens hat das Gebäude zahlreiche Zeitschichten durchlaufen und aufgrund unterschiedlicher Nutzungen auch variierende (Symbol)Bedeutungen für die Berliner.

Nun soll ein Konzept für eine langfristige Nutzung entwickelt werden. Es ist das Ziel, den Flughafen und seine Räumlichkeiten den Berlinern zurückzugeben und eine Öffnung zum Tempelhofer Feld zu erreichen.

Im weiteren Schritt wurde das Gebäude auf die Denkmalwerte untersucht, analysiert und kategorisiert. Aus den vielseitigen Recherchen wurde eine Matrix entwickelt, die verschiedene mögliche Nutzungen aufzeigt, diese im Gebäude verortet und diese kritisch mit den Denkmalwerten ins Verhältnis setzt.

Der Entwurf fokussiert sich auf einen der Hangars und bietet eine multifunktionale Sporthalle. Die Auswahl des Hangars wurde auf Grundlage der bestehenden Räumlichkeiten im straßenseitigen Bereich, der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, sowie bereits bestehender, allerdings teils verschlossener Durchgänge getroffen.

In den Sommermonaten kann durch die Öffnung der Hallentore ein nahtloser Übergang zum Außenraum geschaffen werden und mit dem Tempelhofer Feld in direkte Kommunikation treten.

Die baulichen Maßnahmen sind, um den Bestand im Sinne der Denkmalpflege zu behandeln und in seiner Authentizität zu schützen, geringstmöglich invasiv und nahezu ohne Rückstände rückbaubar.