BAD GASTEIN, WAS NUN?
Großes Entwerfen, 10 ECTS
Studierendenarbeiten
Sommersemester 2025
Betreuung:
Heike OEVERMANN
Alessandro RINTALLO
Lasse SIEMEN
Wer die spektakulärste gebaute Szenerie in den österreichischen Alpen sucht, sollte nach Bad Gastein kommen. In einer steil ansteigenden Landschaftsarena mit dem ikonischen Wasserfall mitten im Ortszentrum entwickelte sich im 19. Jhd. einer der mondänsten Fremdenverkehrsorte in den Bergen. Ein städtischer Gestus mit Hochbauten ließ ein „Manhattan der Alpen“ entstehen. In einer neuerlichen Aufbruchszeit sollten bedeutende Leitbauten der Nachkriegsmoderne dem Ort seine Zukunft als Kongress- und Sportzentrum sichern. Danach regierten Leerstand, Verfall und Immobilienspekulation das Ortszentrum. Aktuell kündigen einige touristische Leitsanierungen eine Wende an, die versuchen, dem stadträumlichen Vakuum und dem anhaltenden Leerstand etwas entgegenzusetzen und die Qualitäten des Ortes wieder fruchtbar zu machen. Der Erfolg dieser Wende wird aber davon abhängen, den anhaltenden Defiziten durch kluge Planungen entgegenzutreten. Das Ortszentrum von Bad Gastein ist zu einem Reallabor der Erhaltung und Transformation geworden, das noch nach planerischen Strategien und Visionen sucht. Dazu möchte die Lehrveranstaltung einen Beitrag von Denkmalpflege, Weiterschreiben und Strukturentwicklung leisten.
Neben der Auseinandersetzung mit der außergewöhnlichen und wechselvollen Entwicklung wird ein fundiertes Verständnis der topografisch-räumlichen, ortsbildprägenden Gegebenheiten unverzichtbar für die Entwurfsaufgabe. Auf dieser Grundlage wird der forschungsbasierte Entwurfsansatz an einem Einzelgebäude im Ort fortgeführt. Zur Disposition stehen hierbei das ehemalige Postgebäude und die Preimskirche, die beide leer und unter Denkmalschutz stehen. Die Revitalisierung dieser Einzelbauten ist nicht nur ob der Wahrung des historischen Ortsbildes, sondern auch hinsichtlich eines nachhaltigen Weiterschreibens der Entwicklung Bad Gasteins wichtig.
RE:POST
Theresa Gsenger
Anna Marie Raab
Zwischen steilen Bergflanken am Ende des Gasteinertals liegt der einst mondäne Kurort Bad Gastein. Terrassenartig zieht sich der Ort entlang der Gasteiner Ache, deren markanter Wasserfall das Herz des Ortes bildet. Im dicht bebauten historischen Kern prägen mehrstöckige Belle-Époque-Bauten das unverwechselbar theatralische Stadtbild. Entlang der Kaiser-Franz- Josef-Promenade stehen die meisten dieser Prachtbauten jedoch leer und zeugen vom wirtschaftlichen Verfall des einst als „Manhattan der Alpen“ gefeierten Kurortes. Nur wenige Meter vom Wasserfall entfernt öffnet sich am Ende dieser Promenade der Straubinger Platz, wo Badeschloss, Straubinger Grand Hotel und Alte Post die historische Bedeutung der Stadt widerspiegeln. Nach der Revitalisierung von Badeschloss und Grand Hotel folgt nun ein Entwurf für die Wiederbelebung der Alten Post. Mittels einer zweiten Raumhülle in Form eines Möbels, das sich behutsam den signifikantesten Räumen der Alten Post anschmiegt, wird das Gebäude um seine neue Funktion als lebendiges Begegnungszentrum erweitert, ohne seine bereits seit Jahrhunderten bestehende Atmosphäre als Kommunikationsbau zu verlieren. Alle übrigen Räume werden „repariert“, um sie wieder nutzbar zu machen. Im Erdgeschoss lädt ein Schaltercafé zum Verweilen ein, im ersten Obergeschoss verbindet der Konzeptladen „Postkastl“ regionale Produkte mit touristischen Souvenirs, und im zweiten Obergeschoss eröffnet die Ausstellungsfläche „heimat.kunst“ den Blick auf Kultur und Kunst in Kooperation mit der Initiative „Sommer.Frische.Kunst.“. So entstehen Flächen, die unterschiedlichste Zeitschichten spürbar verbinden und neue Impulse ins Herz von Bad Gastein tragen.
ALTE POST – NEUER AUSBLICK
Das Felshostel verbindet
Verena Mätz
Sebastian Strunk
Das Projekt „Alte Post – Neuer Ausblick“ greift den besonderen Reiz von Bad Gastein auf: das bewusste Erleben des Ortes beim Gehen und Entdecken. Ausgangspunkt ist der Straubinger Platz, der bislang eher verschlossen wirkt. Mit dem Entwurf entsteht ein neuer Blick ins Tal, der Natur und Architektur miteinander verbindet und Besucher wie Einheimische zu neuen Perspektiven einlädt.
Behutsam auf den Felsen gesetzt, wächst das Felshostel mit einer klaren architektonischen Geste in die Höhe und wird über eine Wandelhalle mit der historischen Post verbunden. Der Turm und die Halle eröffnen spannende Blickbezüge ins Tal und zur Kirche, während der wiederbelebte Haupteingang an der historischen Fassade als Orientierungspunkt dient und Geschichte mit moderner Nutzung verbindet.
Im Inneren der Post entstehen neue Räume für Wissen und Begegnung: Ein kleines Naturkundemuseum im ersten Obergeschoss macht die charakteristischen Elemente Bad Gasteins sichtbar und lädt zum Entdecken ein. Im zweiten Obergeschoss bieten Forschungs- und Seminarräume einen Lernort für Schulklassen und Gruppen.
So verbindet das Projekt Vergangenheit und Zukunft, Ort und Landschaft – und eröffnet neue Wege, Bad Gastein zu erleben.
DIE ALTE POST ZWISCHEN HANG UND PLATZ
Jakob Legenstein
Pia Dornstädter
Die Alte Post ist Bindeglied zwischen städtischem Straubingerplatz und landschaftlichem Hang. Zum Platz hin tritt sie als Stadthaus mit repräsentativer historistischer Fassade in Erscheinung, hangseitig präsentiert sich das Gebäude im Bestand deutlich zurückgenommener. Diese Dualität bildet den Ausgangspunkt des Entwurfs. Im Zentrum steht ein respektvoller Umgang mit der historischen Substanz. Die bestehenden Raumstrukturen werden bewahrt und behutsam angepasst; Eingriffe erfolgen nur dort, wo sie für die Revitalisierung notwendig und sinnvoll sind. Neue Interventionen treten bewusst in den Hintergrund und setzen die Qualitäten des Bestands in Szene. Materialauthentizität und die Lesbarkeit der ursprünglichen Struktur prägen die Haltung ebenso wie die Orientierung an der Topografie des Ortes. Die Erschließung wird zum zentralen Thema: Als räumliche Geste entwickelt sie sich entlang der natürlichen Hangneigung und verbindet die unterschiedlichen Ebenen zu einer zusammenhängenden Sequenz. Hangseitige Terrassen, Sitzstufen und Treppen knüpfen an die Kulturlandschaft an, schaffen neue Blickwinkel und stärken den Ortsbezug. Innen- und Außenraum stehen in direktem Austausch. So verliert die Alte Post ihre Rückseite; sie öffnet sich in alle Richtungen und wird sowohl vom Platz als auch vom Hang her zugänglich und erlebbar – als Stadthaus und als Gartenhaus zugleich.
VOM ORTSBILD ZUM OBJEKT UND WIEDER ZURÜCK
Gayatri Bauraing
Rafael Bruns
Auf 1000m Höhe, am Fuße des Graukogels und von den Hohen Tauern umgeben, liegt der Kurort Bad Gastein. Der Ort zeichnet sich durch seine steile Hanglage und den markanten Wasserfall der Gasteiner Ache aus, der durch das Zentrum fließt. Die Gebäude sind terrassenartig an den Felsen entlang angeordnet, was dem Ort ein einzigartiges, alpenmetropolenartiges Erscheinungsbild verleiht. Die enge Schlucht und das rauschende Wasser prägen die Atmosphäre des historischen Heilbads. Ein allseits präsentes Einzelbauwerk ist die Pfarrkirche Hl. Primus und Felizian (Preimskirche). Ihre exponierte Lage oberhalb des historischen Zentrums formt maßgeblich die charakteristische Silhouette des Ortes. Im Zuge der Revitalisierung des einst glanzvollen Kurortes soll nun auch ein Entwurf für die Nachnutzung der Preimskirche entstehen. Für uns ist Bad Gastein ein Ort der Wahrnehmung: Spektakuläre Ausblicke auf Bergpanoramen mit steilen Felswänden und Tiefen Schluchten. Das allgegenwärtige Rauschen des Wasserfalls– aus der Ferne nur als leises Hintergrundgeräusch wahrnehmbar– verdichtet sich am Straubinger Platz zu einem mächgen Tosen. Aus dieser Beobachtung entstand die Idee, den Ort als Museum der Sinneswahrnehmungen neu zu interpretieren. Dabei spielt die Abbruchlandschaft hinter der Kirche eine zentrale Rolle: Dort soll ein vertikaler Park entstehen, der als im Freien erlebbarer Teil des gesamten Erlebnispfades fungiert und ein direkte bauliche Verbindung zwischen Innen und Außen schafft. So wird die Landschaft selbst Teil des Museums– die Kirche öffnet sich der Natur und lädt die Menschen ein, sie im Inneren neu zu erleben.








































