Entwerfen – planen-pflegen-wohnen

251.211 8,0 h (10,0 ECTS)

Planen, Pflegen, Wohnen
Wohnsiedlungen der Moderne

Großes Entwerfen – Master

Heike OEVERMANN
Bernd EULER-ROLLE
Johann GALLIS
Luisa OMONSKY
Johannes PAINTNER

Einführung
Dienstag, 8.10.2024, 9:00 Uhr,
Seminarraum 257 (Stiege 3, 2. OG)

Termine
Dienstags von 9.00 bis 14.00 Uhr im Seminarraum 257 (Stiege 3, 2. OG)

Exkursion 
Wien, 25. Oktober 2024
OÖ und Kärnten, 28. -31. Oktober 2024

Anmeldung
Bewerbung via TISS

Ziele
Ziel ist es, die Denkmalbedeutungen der Wohnsiedlungen, die Erhaltung und behutsame Entwicklung der baulichen Substanz sowie die Bewahrung von Erscheinungsbild und Wirkung über das Instrument des Denkmalpflegeplans zu sichern und durch einen Entwurf zukunftsfähig zu gestalten.
Es gilt, vorhandene bauliche, stadträumliche und infrastrukturelle Werte sowie die Wertschätzung durch die Bewohnenden zu verstehen. Gefragt wird u.a.: Was schätzt Ihr wert an Eurer Siedlung? Was sind Qualitäten? Was soll erhalten werden? Was braucht ihr? Stört dabei der Denkmalschutz? Wird gemeinsam in der Siedlung gewohnt? Kommt ihr zusammen?
Die Erkenntnisse werden systematisch erfasst, bewertet und vermittelt: Dafür wird von der Struktur des Denkmalpflegeplans des Bundesdenkmalamtes ausgegangen, die Anwendung erprobt und die Struktur ggf. entwerferisch weiterentwickelt. In Abwägungsprozessen wird der Bestand auf Erhaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten untersucht (Management of Change) und mit einem Entwurf Antworten gegeben. Hierbei sind Themen wie energetische Ertüchtigung, Sonnenschutz, Carport, Wintergarten, Balkone, Biodiversität und gemeinschaftliche Räume denkbar. Es kann sich anbieten, einen dynamischen Masterplan oder Prozessplan denkmalgerechter Entwicklung zu entwerfen (Siedlung weiterdenken).

Inhalt der Lehrveranstaltung
Es werden drei unter Denkmalschutz stehende Siedlungen in Österreich bearbeitet, zu deren Siedlungs- und Baugeschichte sowie zu deren Veränderungsgeschichte und Unterschutzstellung Material verfügbar ist. Die noch nicht behandelten Aspekte (u.a. Bewohner:innenperspektiven, Musterdetails, Adaptierungen) werden er- und bearbeitet und in einem Denkmalpflegeplan gefasst. Eine vorgegebene Struktur eines solchen Plans wird reflektiert und erprobt sowie ggf. ergänzt bzw. variiert. Die drei Siedlungen sind:

Arbeitersiedlung Eysnfeld in Steyr, Oberösterreich
Baujahr: ab 1875
Baumeister: Franz Arbeshuber und Anton Plochberger im Auftrag des Industriellen Josef Werndl
Vier Einzelhäuser und 18 Doppelhäuser mit 8 Wohnungen (Einzimmer, 20qm)
Die heute zum denkmalgeschützten Ensemble „Steyr – Industriedenkmalanlage von Josef Werndl und der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft“ gehörende Arbeitersiedlung wurde in mehreren Bauabschnitten auf der sogenannten Eysnfeldinsel errichtet, die Werndl 1871 für diese Zwecke gekauft hatte. Die Arbeiter-wohnhäuser sind – großteils zeilenartig – nach den geografischen Gegebenheiten der Insel situiert.

Knappensiedlung in Hüttenberg, Kärnten
Baujahr: 1921-1923
Architekten: Siegfried Theiss und Hans Jaksch, im Auftrag der Österr.-Alpinen Montangesellschaft
108 Reihenhäuser in 21 Gruppen von zwei bis acht Häusern
Nach Stilllegung des Bergbaus 1978 Privatisierung der Häuser
Auf etwa 1000 m Seehöhe gelegene Arbeitersiedlung im ländlichen Raum an der Westseite des Hüttenberger Erzberges. Insgesamt nur fünf verschiedene Haustypen – gemauerte Untergeschoße mit Holzblockbauten und Satteldächern schaffen ein einzigartiges Arbeitersiedlungsensemble im ländlichen Raum, das durch die geschickte städtebauliche Setzung entlang der Höhenschichtlinien und durch die Verwendung einfacher, aber exzellent entwickelter Details den Eindruck eines gewachsenen Dorfes mit einem kleinen Platz, samt Kaufhaus, vermittelt.

Rabenhof, Wien
Baujahr: 1925-1928
Architekt: Heinrich Schmid, Hermann Aichinger im Auftrag der Gemeinde Wien 1112 Wohnungen
Heute verwaltet von Wiener Wohnen
Als „jüngstes“ Beispiel steht in der Bundeshauptstadt der sogenannte „Rabenhof“, als einer der prominentesten und größten Gemeindebauten des „Roten Wien“ im Fokus. Der Komplex vermittelt durch Schaffung differenzierter Wohn- und Gartenhöfe, im Wechselspiel mit den unterschiedlichen Gebäudehöhen und Fassaden den Eindruck einer „geöffneten Festung“. Die Anlage enthielt bei ihrer Eröffnung u.a. auch eine Zentralwäscherei, einen Kindergarten, eine Kinderzahnklinik, ein Krankenkassenlokal, ein Arbeiterheim, ein Parteilokal, eine Bibliothek, ein Volkshaus mit angeschlossenen Kinosaal und 38 Geschäftslokale.

Methoden

•    Theoretische und forschende Aufarbeitung des Materials
•    Stadtraum- und Gebäudestrukturanalyse
•    Interviews
•    Festlegung potentieller denkmalpflegerischer Maßnahmen
•    Erarbeitung eines Denkmalpflegeplans am konkreten Fallbeispiel
•    Entwurf bis ins Detail

Exkursion
Der Auftakt der Exkursion bildet eine halbtägige Besichtigung von Wohnbauten des Roten Wien am 25. Oktober. Vom 28. bis 31. Oktober führt die Exkursion die Studierenden nach Oberösterreich und Kärnten, wo nicht nur die zu bearbeitenden Siedlungen, sondern auch weitere relevante Objekte in der Region besichtigt und mit Expertinnen und Experten diskutiert werden. In den zu bearbeitenden Siedlungen werden neben der Erfassung und Dokumentation auch Gespräche mit der Ortsbevölkerung geführt. Die Teilnahme an der Exkursion ist verpflichtend. Unterkünfte in der Region werden organisiert. Der Exkursionsbeitrag beträgt ca. €190 und deckt die Kosten für Unterkunft sowie Besichtigungen ab. Die An- und Abreise nach Steyr und Hüttenberg ist selbst zu organisieren; es gibt eine öffentliche Verbindung mit der ÖBB.
Mehr Infos zur Exkursion auf TISS

Sonstiges
Es besteht eine grundsätzliche Teilnahmepflicht für die gesamte Dauer der Lehrveranstaltung. Die erste Sitzung muss besucht werden, oder sich schriftlich mit Begründung abgemeldet werden, um teilnehmen zu können.

Die Teilnahme an der begleitenden Exkursion ist verpflichtend.