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Lea Furbach 2017

Titomenik – Erinnern an die Zukunft.
Transformation vom identitätsbildenden Denkmal im engeren Sinne
zum ungeliebten Denkmal ohne Sinn; und was dann?

„Spomenik“, das südslawische Wort für Monument, soll nachfolgend namensgebend für eine Auswahl an Denkmalen sein, die ausschließlich im ehemaligen Jugoslawien aufzufinden und zur Zeit des Titoismus entstanden sind (Begriff Anlehnung an „Spomenik#“ von Jan Kempenaer).
Mit einer Mischung aus monumentalem Brutalismus und organischer Naturhaftigkeit übt diese abstrakte Erinnerungsarchitektur eine ungewöhnliche Faszination aus. Fast ausschließlich im Gedenken an Partisanen-Schlachten oder Opfer der Konzentrationslager wurden Spomeniks ortsbezogen errichtet und liegen demnach oft in Wäldern, sehr abgelegen, fast sogar versteckt.
Zur Zeit ihrer Errichtung zwischen 1950 und 1990 dienten diese „Denkmale im engeren Sinne“ zuvorderst als Instrument zur politischen Identitätsbildung. Tito nutzte sie und ihre mitgestalteten Parks aktiv als Treffpunkt und Plattform für Reden und Ankündigungen. Neben politischen Inszenierungen dienten die Denkmal-Komplexe der Bevölkerung als öffentlicher Raum für Picknicks, Familien- und Schulausflüge.
Das sozialistische System, das diese Form von Identitätsstiftender Erinnerungsarchitektur hervorbrachte und unter Inklusion der Bevölkerung erfolgreich etablierte, ist seit Titos Tod nicht mehr existent. Heute, 26 Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens, trägt das maßgeblich dazu bei, dass viele dieser Denkmale unbeachtet verfallen, mutwillig zerstört oder Opfer von Fassadenraub werden. (Knin, Kosute, Petrova Gora).
Spomeniks befinden sich seither in einer Art „luftleeren Raum“, da ihre politische Grundlage und dadurch garantierte Legitimation nicht mehr bestehen.
Also: was passiert nun mit den Spomeniks?
Der Umgang mit diesen Denkmalen und/oder ihren Überresten ist gegenwärtig von Land zu Land, sogar von Gemeinde zu Gemeinde, in hohem Maße zu unterscheiden. In Slowenien ist diese Erinnerungsarchitektur nur geringfügig Thema in den aktuellen Denkmalschutzdebatten. Denkmalämter in Serbien und Kroatien im Gegensatz arbeiten derzeit intensiv am Schutz und der Nutzung einiger dieser Monumente. Kroatien hat hierbei durch Gesetzeslage und touristische Relevanz eine bessere Ausgangssituation (Podgaric, Jasenovac).
Jasenovac (Kroatien) und Kragujevac (Serbien) stellen zwei der wenigen Beispiele dar, die heute noch ähnlich genutzt werden, wie zu ihrer Entstehungszeit. Im Gegensatz dazu wird z. B. in Makarska (Kroatien) derzeit ein Denkmalkomplex zu einem Observatorium umgenutzt.