Über uns

Liebe Studierende,


im Kontext unserer gegenwärtigen Transformationsgesellschaft geraten auch in der Denkmalpflege die Wissensordnungen ins Schwanken, so ein Statement bei der Jahrestagung 2021 des fachlichen Arbeitskreises zu Theorie und Lehre. Schwankende Gewissheiten können, aus meiner Sicht, auch eine Chance sein.

Ich möchte mit Ihnen jahrhundertealte Praktiken der Reparatur, des Um-, An- und Ausbaus und der Umnutzungen wieder stärker in den Blick nehmen. Es gilt die lokalen und globalen Aspekte und Bezüge des Bauens, Erhaltens und der Denkmalpflege zu erkunden. Unser städtisches, ländliches und alltägliches Erbe ist eine plurale Ressource, weit über die ikonisch bewerteten Architekturen hinaus. Gemeinsam und in vielfältigen Formen der Teilhabe an Geschichte, Gegenwart und Zukunft kann ein denkmalgerechter Umgang mit Bestand gestaltet werden.

Im Kern der Denkmalpflege stehen das Erkennen, Bewerten und Erhalten von erinnerungsaktivierenden Artefakten. Wir in der Ausbildung der Architektur schauen auf Kulturdenkmale und das gebaute Erbe. Die Bewahrung der Substanz, der überlieferten Erscheinung und der künstlerischen Wirkung sind dabei zentral. In inter- und transdisziplinärer Forschung, wie in unterschiedlichen Lehrformaten werden Einblicke und Übungen angeboten, die die theoretischen und praktischen Grundlagen und neuen Herausforderungen der Denkmalpflege vermitteln und reflektieren.

Neben kanonischem Wissen und Methoden begleitet uns die Frage, was wir eigentlich in welcher Form tradieren wollen. Mit den baulichen Zeugnissen widmen wir uns zudem den Prozessen, Diskursen und Praktiken des Erhaltens in der Geschichte und heute. Der Forschungsbereich Denkmalpflege und Bauen im Bestand bietet die Möglichkeit über das binäre Schema von Abriss versus Konservierung hinauszugehen und substanzgerechte Eingriffe und vielfältige Erhaltungsmotivationen zu untersuchen.

Heike Oevermann, Januar 2023