Wieder Baden am See – Studierendenarbeiten

WIEDER BADEN AM SEE

Großes Entwerfen, 10 ECTS
Studierendenarbeiten
Wintersemester 2023/24

Betreuung:
Birgit KNAUER
Anna MÖLK
Alessandro RINTALLO
Johann GALLIS
Nina ARMBERGER

 

Das 1977 eröffnete Hallenbad in Neusiedl am See liegt etwas außerhalb des Ortszentrums, am Rande des Schilfgürtels des Neusiedler Sees. Die Badestätte ist das einzige realisierte Bauwerk des geplanten Erholungszentrums, das ursprünglich auch ein Kongresszentrum, eine Kunsteisbahn und weitere Funktionen umfassen sollte. Die Konstruktion besteht aus einem Sockelgeschoß in Sichtbetonbauweise und einer auflagernden Holzkonstruktion. Die Fassade des Badegeschoßes öffnet sich mit großen Glasflächen zur umgebenden Schilflandschaft. Das nach dem Entwurf des Linzer Architekturbüros Stelzer und Hutter errichtete Bauwerk zählt zu den wichtigsten Vertretern des Brutalismus im Burgenland und steht unter Denkmalschutz.

Das Bad ist weitgehend in seinem bauzeitlichen Zustand erhalten, steht jedoch nach mehr als vier Jahrzehnten kontinuierlicher Nutzung seit mehreren Jahren leer. Aufgrund der Witterungseinflüsse und der infolge des Leerstands nicht erfolgten Wartungen weisen die außenliegenden Bereiche der Konstruktion bereits Schäden auf. Für eine Wiederinbetriebnahme sind Instandsetzungsmaßnahmen und eine Anpassung an die heutigen Nutzungsbedürfnisse und technischen Anforderungen an ein öffentliches Bad erforderlich.

Die zentrale Aufgabe unserer praxis- und realitätsnahen Entwurfsübung war es, eine verträgliche und nachhaltige Weiternutzung des Bades mit passenden Nebennutzungen zu konzipieren und planerisch umzusetzen (2er-Teams). Die Entwurfsaufgabe umfasste dabei nicht nur bauliche Maßnahmen innerhalb des Bestandsgebäudes, sondern auch eine vorgesehene Erweiterung des Badebereichs um ein zusätzliches, wettkampftaugliches Becken und das Miteinbeziehen der ebenfalls aus den 1970-Jahren stammenden, weitläufigen Außenanlage. Im Rahmen einer mehrtägigen Exkursion ins Burgenland wurden das Hallenbad und seine Außenanlagen analysiert und eine Bewertung der Architektur und des Erhaltungszustands vorgenommen (Zustand der Holzkonstruktion und der Betonelemente). Die tiefgehende Analyse des Bauwerks und seiner Umgebung sowie die unterschiedliche Gewichtung der Qualitäten des Denkmals führten letztlich zu vielfältigen Varianten der Weiternutzung und Erweiterung des Bestands, wie auch anhand der ausgewählten Projekte deutlich wird.

Weitere Informationen zur Lehrveranstaltung

DIVE INTO IT
Daniel Kompp
Luise Elisabeth Retzlaff

Ziel des Entwurfs ist es, das Gebäude wieder instand zu setzen und um ein wettkampftaugliches Becken zu erweitern. Darüber hinaus soll das nach Umbauten verloren gegangene Raumgefühl in den Räumlichkeiten des Sauna- und Verwaltungsbereiches wiederhergestellt werden. Während der in den 1990er-Jahren errichtete Rutschturm bestehen bleibt, wird das Außenbecken erweitert, dient nun auch als Auffangbecken für die Rutsche und ermöglicht das Schwimmen mit Blick zum Schilfgürtel. Der Neubau ist im Osten des Bestandgebäudes verortet, nimmt dessen Material- und Formensprache auf und knüpft an die fließenden Bewegungsabläufe des Bestandes an. Trainingsbereiche und Vorbereitungsmöglichkeiten für Athlet*innen sollen die Attraktivität als Wettkampfstandort erweitern. Die horizontale Schichtung und Höhensprünge des Bestandgebäudes werden durch Absenken des Erweiterungsbaus aufgenommen, wodurch sich dieser landschaftlich eingliedert. Der vom Zubau gefasste Vorplatz sowie das verbesserte Angebot in der Erschließungsachse schaffen nicht nur für die Badegäste, sondern auch für andere Besucher*innen Orte des Verweilens und des Austauschs. Die Reaktivierung der Außenanlage bildet den Abschluss dieser Zone.

WEITERSCHWIMMEN
Ines Jürgens
Anna Kránitz

Das „Erholungszentrum mit Hallenbad“ berichtet von seiner Geschichte als Sport-, Kultur- und Lehrstätte. Das Bauwerk zeigt mehrere Zeitschichten auf: Die Bausubstanz aus den Jahren 1975-77, den Rutschturm aus der Mitte der 1990er-Jahre und weitere Zu- bzw. Umbauten des Saunabereiches und der Nebenräume Ende der 1990er Jahre. Das Konzept schätzt das Denkmal in seinem gewachsenen Zustand. Dieses wird nicht als statisches Werk betrachtet, sondern vielmehr als lebendiges Zeugnis vergangener Epochen, das im Laufe der Zeit gewachsen ist. Die neue Schwimmhalle, sowie die notwendigen Eingriffe im Bestand bilden eine weitere Zeitschicht, die erkennbar ist, aber sich dennoch in den Bestand einfügt. Merkmale des Bestandes – wie Sichtachsen, Lichteinfall, Rhythmus, Bezug zur Natur – werden auch im Zubau aufgegriffen. In räumlicher Hinsicht wird eine harmonische Durchwegung zwischen Bestand und Zubau umgesetzt, in der die Baukörper als integrale Teile einer Gesamtanlage wahrgenommen werden und nicht in Konkurrenz zueinanderstehen.

BLICK INS SCHILF
Claus Kornigg
Florian Rabl

Zu Beginn der Entwurfsfindung wurden Potentialflächen im Bestand ausfindig gemacht. Aufgrund der bestehenden Topografie und der geringen Eingriffe in den Bestand wurde die südliche Liegewiese als Ort des Zubaus gewählt, der auch zwei zusätzliche Nutzergruppen (Saunagäste, Schwimmsportler) anziehen soll.

Da die Aussicht aus dem Schwimmbad einen wesentlichen Aspekt der Denkmalbedeutung darstellt, muss die Erweiterung so unscheinbar wie möglich in der Liegewiese eingebettet und teilweise eingegraben werden. Um die Wettkampftauglichkeit und eine spannende Verbindung mit dem Bestand zu ermöglichen, wird das Dach nur in bestimmten Bereichen und so gering wie nötig erhöht, um die Aussicht ins Schilf zu erhalten.

In der Gestaltung des Zubaus wurden die Charakteristiken des Denkmals (Oberlichter, sichtbares Tragwerk, Sichtbetonsockel, Holzdach, Signalfarben an Handläufen, Fliesenbild) aufgenommen und mit zeitgenössischem Design kombiniert.