Sophie Bayer 2022
Die Sommerfrische im Salzkammergut: Eine verlorene touristische Kulturform oder doch ein gegenwärtiges Thema?
Das ehemalige Brauhaus Lueg, ist eine der ältesten Brauereien im Land Salzburg, dessen Ursprung bis ins 14. Jh. reicht. Das Bräu lag damals am dünn besiedelten Nordwest-Ufer des Wolfgangsees (heute ein Ortsteil von St.Gilgen), hatte aber dennoch große Bedeutung. Lueg war eine der vier Mautstellen der Eisenstraße zwischen Salzburg und Bad Ischl und beherbergte später auch das Pflegegericht. In den folgenden Jahrhunderten hatte das Bräu eine Vielzahl an Brauern und Verwaltern. Aufgrund dieser Tatsache, einhergehend mit dem Wandel und der Bedeutung der Region, hat das Gebäudeensemble im Laufe der Zeit maßgebliche Veränderungen erfahren.
1902 erwarb schließlich die Salzburger Stieglbrauerei das Brauanwesen. Mit Beginn der Sommerfrische wurde aus der Brauerei letztlich ein Bräugasthof im Salzkammergutstil. In Folge wurde Lueg von der Wolfgangsee-Schifffahrt angefahren. 1893 wurde die Salzkammergut-Lokalbahn, die sogenannte Ischlerbahn eröffnet, dabei führte die Bahn direkt durch den Gastgarten des Gasthofs.
Lueg und die gesamte Region um den Wolfgangsee erblühte in der Zeit der Sommerfrische. Selbst als sich in Lueg im 2. Weltkrieg eine Außenstelle der Salzburger Entbindungsstation befand, schafften es die neuen Besitzer dem Gasthof wieder Bedeutung zu geben. Als jedoch die Ischlerbahn 1957 eingestellt wurde und somit auch die Schifffahrt nur mehr St. Gilgen anfuhr, ging es mit dem Gasthofbetrieb zu Ende. 1989 wurde in dem bis dahin leerstehenden Gebäude ein Ferienhof für Jugendliche eingerichtet. Obwohl die neue Nutzung im Innenbereich große Veränderungen einbrachte, mit teils bestimmendem Substanzverlust, ist dennoch der Großteil der Außenfassade mit der charakteristischen zweistöckigen Veranda nach wie vor gut erhalten.
Der direkt am See gelegene Gasthof mit seinen typischen Elementen des Heimatstils, welche besonders das Bild dieser Region prägen, erinnert heute noch eine Zeit der unbeschwerten Sommermonate die man fernab von dem Trubel der Stadt verbrachte.
Ziel der Diplomarbeit ist, ein Nutzungskonzept für das heute leerstehende Gasthaus Lueg am Wolfgangsee zu erarbeiten. Eine Baudokumentation und anschließende Analyse des Bestands sowie die Untersuchung des Ortes St. Gilgen und seiner Bedeutung als Sommerfrischedomizil, sollen Erkenntnisse für einen behutsamen Umgang mit dem Bestand bringen, und die Basis für eine Revitalisierung und mögliche Nachnutzungen legen.