Alessandro Rintallo 2024
Supervision: Univ.Prof.in Dipl.-Ing.in Dr.-Ing.in habil. Heike Oevermann, M.A.
Wohnungsbauten der Nachkriegsmoderne in Berlin-Charlottenburg –
Bedrohte Zeugnisse städtebaulicher und architektonischer Vielfalt
Der Berliner Ortsteil Charlottenburg basiert größtenteils auf dem Hobrecht-Plan von 1862 und bewahrt bis heute seine gründerzeitliche Prägung: Geometrisches Straßenraster, Blockrandbebauung und Berliner Traufhöhe kennzeichnen den Städtebau, fünfgeschossige Gebäude des Historismus und Jugendstils die Architektur. Neben der Gründerzeitbebauung existieren zahlreiche Bauten der 1950er bis 1970er Jahre, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Baulücken füllten und heute zur architektonischen und städtebaulichen Vielfalt des Stadtteils beitragen. In jüngster Vergangenheit wurden einige dieser Nachkriegsbauten abgerissen und durch Neubauten ersetzt, deren Setzung und Gestalt sich überwiegend an der Gründerzeitbebauung orientiert. Damit geht eine Homogenisierung des Stadtbildes und Stadtraumes einher. Mit dem Verlust funktionaler und kompakter Wohnungen zeigen sich die Veränderungen auch auf Grundrissebene.
Im Zuge der geplanten Dissertation werden die beschriebenen Abriss- und Neubautätigkeiten nicht als Einzelphänomene, sondern als übergreifender Transformationsprozess auf Quartiersebene verstanden. Es wird untersucht, welche architektonischen und städtebaulichen Merkmale sowie stadtgeschichtlichen Spuren in den Wohn- und Geschäftsquartieren zwischen Kurfürstendamm, Kant- und Bismarckstraße zu verschwinden drohen. Hierfür wird die charakteristische Mischung – das komplementäre Zusammenspiel aus Gründerzeit- und Nachkriegsbebauung – stadtbaugeschichtlich erforscht, architektonisch und stadtmorphologisch in Text und Zeichnung analysiert und somit als potenzielles Denkmal-Ensemble diskutiert.