Entwerfen Vorarlberger Textilpioniere WS 23/24

251.179 8,0 h (10,0 ECTS)

Vorarlberger Textilpioniere

Entwerfen und Denkmalpflege II

Heike OEVERMANN
Bernd EULER-ROLLE
Hanne RUNG
Johannes PAINTNER

Einführung
Dienstag, 03.10.2023, 09:00 Uhr,
Seminarraum 257

Termine
wöchentlich Dienstag, 9:00 – 14:00 Uhr, SR 257 (Stiege 3, 2. Stock).

Anmeldung
Bewerbung via TISS

Lernergebnisse
Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, sich forschend und entwerferisch mit historischen Großbauten auseinanderzusetzen, denn jede Entwurfsarbeit am denkmalgeschützten Objekt beansprucht spezifisches Wissen und erfordert dem Bestand angemessene Strategien. 

Die Übung bietet den Studierenden die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Erfordernissen zu befassen, denen man beim Erhalten, Instandsetzen und behutsamen Entwickeln eines Denkmals gerecht werden muss. Die Studierenden lernen zudem den räumlichen Kontext und die Akteure der Planungsprozesse mit in die denkmaltheoretischen und denkmalpraktischen Auseinandersetzungen einzubeziehen.

Inhalt der Lehrveranstaltung
Die Industriegeschichte des Vorarlbergs war ab dem späten 19. Jahrhundert bis ins neue Jahrtausend geprägt von der Textilindustrie. Nach Arbeitsformen in Heimarbeit Mitte des 18. Jahrhunderts folgten erste Manufakturen für Spinnereien, Webereien und Stickereien in dafür vorgesehenen Gebäuden. 

Aus der Manufaktur entwickelte sich die mechanische Fabrik. Die Vorarlberger Flüsse und Bäche ermöglichten die technische und wirtschaftliche Umstrukturierung. Ihre Wasserkraft trieb die mechanischen Maschinen an und führte zu arbeitsteiligen Fertigungsvorgängen, die zu Produktionssteigerungen führten. 

Einer der führenden sogenannten Fergger (Mittelsmann zwischen Textilhandwerk und dem Handel) war Franz Martin Hämmerle. Das Vorarlberger Textilunternehmen F. M. Hämmerle  mit Sitz in Dornbirn bestand von 1836 bis 2016 und war Mitte der 1980er-Jahre mit mehr als 2.200 Mitarbeitern das größte Textilunternehmen Österreichs. An seinem Standort in Feldkirch prägte das Unternehmen neben dem Bau einer Spinnerei im Jahr 1893 (Architekt: Josef Anton Albrich; Konstrukteur: Sequin Bronner) sowohl die städtebauliche wie auch infrastrukturelle Entwicklung des Stadtteils Gisingen. Ein neu errichtetes Wasserkraftwerk sorgte für den Antrieb der Spinnmaschinen, die Kraftübertragung erfolgte anfangs mechanisch über Transmissionsriemen und ab den 1930er Jahren elektrisch. Für die Zufuhr der Rohbaumwolle und den Garntransport nach Dornbirn wurde die erste elektrisch betriebene normalspurige Eisenbahn in Österreich als Werksbahn (1894) genutzt.

Neben dem Fabrikgebäude entstand die „Hämmerle-Kolonie“, heute „Hämmerle-Siedlung“ (Architekt: Otto Mallaun) mit einem Betriebskindergarten für die Arbeiterfamilien. Teil der Siedlung sind die Werkmeisterhäuser und die unter Denkmalschutz stehenden Direktoren-Villen.

Nach der Schließung der Spinnerei F.M. Hämmerle 2017 steht die Nachnutzung des noch verbleibenden, rund 71.000 m² großen Areals an. Wir werden uns vor allem mit den Bestandsgebäuden über eine Fläche von etwa 41.000 m² (EZ 725) beschäftigen. Großes Potenzial für ein neues Quartierszentrum in Gisingen ist gegeben. Eine erste Entwicklungsetappe hat mit der Umsetzung eines Groß-Supermarktes, mehrerer Wohnbauten und eines Spielplatzes bereits stattgefunden.

Unter Denkmalschutz steht die Halle 1 (100 x 110m, eingeschossig), das Baumwolllager, das Werkstattgebäude sowie das Turbinenhaus. Zudem ist der Komplex mit mehreren An- und Verbindungsbauten aus der Nachkriegszeit geprägt.

Exkursion:
Eine verpflichtende Exkursion vom 06. bis 10. November in Feldkirch wird uns das Hämmerle Areal und seine Liegenschaften näherbringen und das Arbeiten am und im Objekt ermöglichen. Des Weiteren sind Besuche in Dornbirn und Bregenz mit u.a. dem Vorarlbergmuseum geplant. Anreise ist am 06.11.2023, Abreise am 10.11.2023.

Die An- und Abreise ist von Studierenden selbst zu organisieren und zu begleichen. Die Unterbringung wird vom Lehrstuhl organisiert, entsprechend wird ein Exkursionsbeitrag von 200,- € erhoben.

251.180 Exkursion Vorarlberger Textilpioniere