251.921 8,0 h (10,0 ECTS)
Convento de San Pedro
Großes Entwerfen Denkmalpflege und Entwurf: Strategien der Erhaltung
Agnes LIEBSCH, Dimitri LOOS, Nott CAVIEZEL
Einführung
Dienstag 4. Oktober 2022, 9:00 Uhr
Seminarraum 257
Termine
wöchentlich Dienstag, 9:00 – 14:00 Uhr, SR 257 (Stiege 3, 2. Stock) oder online.
Anmeldung
Bewerbung, Portfolio und Motivationsschreiben (ca. halbe DIN A4 Seite) per Email an dimitri.loos@tuwien.ac.at
Lehre unter Covid-19
Die BetreuerInnen der Lehrveranstaltung werden die Teilnehmenden rechtzeitig über Termine und einen allenfalls geänderten Ablauf der LVA ins Bild setzen.
Lernergebnisse
Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, sich entwerferisch mit historischen Bauten auseinanderzusetzen, denn jede Entwurfsarbeit am denkmalgeschützten Objekt beansprucht spezifische Kenntnisse und erfordert dem Bestand angemessene Strategien. Die Übung bietet den Studierenden die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Erfordernissen zu befassen, denen man beim Erhalten, Restaurieren, Sanieren und Verwalten eines Denkmals oder bei Eingriffen in ein denkmalgeschütztes Ensemble gerecht werden muss.
Inhalt der Lehrveranstaltung
Die Geschichte der Augustinerinnen in Pamplona geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als die Ordensschwestern den alten franziskanischen Konvent San Pedro bezogen. Der Standort des Klosters, unweit der Hauptstadt des Königreichs Navarra, ermöglichte den Nonnen ein bescheidenes, Gott gewidmetes Leben abseits des städtischen Alltags. Sie prägten diesen Lebensstil innerhalb der Klostermauern bis ins 20. Jahrhundert, während sich die Stadt ausdehnte und das Kloster von einem der teureren Viertel Pamplonas umgeben wurde. Geplagt vom mittlerweile schlechten Zustand des Gebäudes sowie von fehlenden finanziellen Mitteln für eine Instandsetzung, verkauften die Petras die Liegenschaft mit samt dem baufälligen Gebäude. Das eingenommene Geld reichte für ein neues Grundstück unweit des alten Klosters, im Mäander des Flusses Arga, sowie für einen Neubau, der vom bedeutenden navarresischen Architekten Fernando Redón Huici entworfen werden sollte.
Das neue Kloster wurde im Jahr 1967 nach den Plänen Redóns vom lokalen Baumeister Carlos Erroz erbaut und 1969 eingeweiht. Zu dieser Zeit war in Spanien das Streben nach modernistischer Architektur sehr stark. Fernando Redón war ein klarer Vertreter der funktionalistischen Strömung der Moderne, wie viele seiner Werke belegen. Beim Entwurf des Konvents San Pedro verfolgte er hingegen eine andere Strategie: ohne sein Streben nach Abstraktion und klaren Formen aufzugeben, konzentrierte er sich auf die Ausformulierung des Bauwerks im Kontext der lokalen volkstümlichen Architektur sowie der traditionellen Handwerkskunst. Entstanden ist ein massives, introvertiertes Gebäude höchster Qualität, welches auf eine spannende Art und Weise traditionelle Materialien und handwerkliches Können mit zeitgenössischer Gestaltung und modernen Techniken verbindet. Es entstand ein Ort, an dem die Zeit stehen bleibt, isoliert und umgeben von der Ruhe des heutigen Aranzadi-Parks.
Das Kloster der Augustinerinnen von San Pedro erfüllte seine religiöse Aufgabe 42 Jahre lang. Nachdem die letzten Nonnen ihr Zuhause im Jahr 2011 verließen, ging das Gebäude anfangs in den Besitz der Caja Navarra über und später in das Eigentum der Stadtverwaltung Pamplonas. Seitdem scheiterten sämtliche Vorschläge für eine neue Nutzung des Konvents an geringem Interesse bzw. fehlender Finanzierung. So wurde das Gebäude dem Verfall überlassen, der nun bereits seit mehreren Jahren voranschreitet.
Das architektonische Meisterwerk, das sich auch auf der lokalen Denkmalliste befindet, versteckt heute seinen ruinösen Zustand im Dschungel der wuchernden Vegetation des ehemaligen Gartens und wartet darauf, vor dem vollständigen Verlust gerettet zu werden. Dies ist die zentrale Aufgabe unserer Entwurfsübung im Wintersemester 2022: neue Nutzungsstrategien sowie architektonische, städtebauliche und denkmalpflegerische Konzepte sollen entwickelt werden, um eine nachhaltige Revitalisierung des Klosters von San Pedro und die Umwandlung seiner Außenanlage in einen lebenswerten öffentlichen Raum zu ermöglichen.
Exkursion: Eine Exkursion vom 24. bis 29. Oktober in Spanien wird uns das Arbeiten am Objekt ermöglichen. Anreise am 23.10.2022, Abreise am 30.10.2022; Unterkunft in Pamplona. Vorgesehen sind zusätzliche Exkursionen und Besichtigungen. Der Exkursionsbeitrag beträgt ca. € 300,- und beinhaltet Kosten für die Unterkunft sowie Kosten für Exkursionen in Spanien. Die An- und Abreise ist von Studierenden selbst zu organisieren und zu begleichen. Beste Anreisemöglichkeit: Flug von Wien nach Saragossa (Ryanair) + Busreise von Saragossa nach Pamplona (alsa.com)
Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit dem ortsansäßigen Architekten Fernando Tabuenca von Tabuenca & Leache, Arquitectos statt.