Theresa Steinberger 2025
Ross im Schloss – die gräflichen Pferdestallungen der Familie Harrach von Schloss Prugg in Bruck an der Leitha
Südöstlich von Wien, am Fuße des Leitha Gebirges, liegt Bruck an der Leitha – eine Stadt, die mehrere Jahrhunderte eine Grenzstadt zwischen zwei Reichen war. Die ursprüngliche Stadtburg aus dem 13. Jahrhundert, einst Teil eines strategisches Verteidigungsgürtels mehrerer Kastellburgen[1], erfuhr ab dem Barockzeitalter eine grundlegende Veränderung: Aus der wehrhaften Anlage wurde ein repräsentatives Schloss, welches den Machtanspruch der Familie Harrach widerspiegelte.
Dieser fortan repräsentative Schlosscharakter verdeutlicht sich nicht nur in diesem selbst, sondern auch in den zugehörigen Nebengebäuden, allen voran die Reitstallungen. In keinem anderen Zeitalter als dem Barock, findet der Nutzbau des Pferdestalls eine derart große Bedeutung. Das Pferd galt als Statussymbol der Aristokratie und spielte sowohl in der Jagd als auch in der Fortbewegung und in der höfischen Unterhaltung eine zentrale Rolle. Die Reitkunst war ein elementarer Bestandteil der höfischen Kultur,[2] und ihre Ausübung, insbesondere die Dressur, wurde zur „Domäne“ des Adels.[3] Diese Leidenschaft manifestiert sich architektonisch in den eigens errichteten Reitschulen und Stallungen, dessen Größe und Ausstattung Macht und Prestige darstellen.[4]
Die Reitstallungen von Schloss Prugg sind ein bedeutendes Zeugnis dieser Baukultur und bilden aufgrund ihrer architektonischen Komplexität im österreichischen Kontext eine seltene Gegebenheit. [5] Ihre historische Entwicklung lässt sich an den baulichen Veränderungen ablesen, die durch ihre bis in jüngster Zeit andauernde Nutzung als Reitschule bewahrt wurden. Angesichts ihrer geschichtlichen, kulturellen und künstlerischen Bedeutung wurden die Stallungen kürzlich unter Denkmalschutz gestellt. Dennoch befindet sich das Gebäude seit bald zehn Jahren in einem leerstehenden und sanierungsbedürftigen Zustand. Ziel dieser Arbeit ist es das räumliche Potential aufzuzeigen und dem bislang wenig beachteten Nebengebäude Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ausgehend von einer denkmalpflegerischen Analyse und Bewertung soll ein adäquates und bestandschonendes Nachnutzungskonzept entwickelt werden, welches den Dialog zwischen der städtebaulichen Bebauung und der Schlossanlage am Altstadtrand herstellt. Das Konzept wird im Rahmen eines architektonischen Entwurfes konkret ausformuliert und visuell dargestellt.
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1 Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts, S.40-46, 208.
2 Skalecki 1992, S.9.
3 Stekl 1973, S.166.
4 Stekl 1973, S.154, 155.
5 Schiebinger, S.8f.