Felix Daumüller

Felix Daumüller 2025

Alpenvereinshütten im Klimastress – Perspektiven zum klimaresilienten Erhalt von hochalpiner Substanz

© F. Daumüller, 2025
© F. Daumüller, 2024
© F. Daumüller, 2024

Das heutige Hütten- und Wegenetz in den Ostalpen wurde seit dem späten 19. Jahrhundert gemeinschaftlich von den Alpenvereinen errichtet und stellt abseits der traditionellen Wirtschaftswege, Almen und Sennhütten ein einzigartiges kulturelles und infrastrukturelles Erbe dar. Die 569 Schutzhütten wurden als widerstandsfähige, funktionale Bauwerke ohne luxuriösen Komfort in extremen Umweltbedingungen konzipiert und selbstständig instandgehalten, um „die Bereisung“ der alpinen Landschaft „zu erleichtern“.[1]

Heute sind diese Hütten erheblich von Folgen des im Alpenraum schneller voranschreitenden Klimawandels bedroht: Überdurchschnittliche Temperaturanstiege von +2 °C seit 1900, schmelzender Permafrost, doppelt so viele Extremwetterereignisse, Wasserknappheit und geologische Instabilitäten werfen Abwägungen zu Suffizienz und Tourismus auf.[2] Studien wie die „Klimasensitivität SAC-Hütten 2050“ und die Petition „Notruf aus den Alpen“ des VAVÖ verdeutlichen, dass ohne gezielte Maßnahmen ein erheblicher Teil der Hütteninfrastruktur mittelfristig nicht zu halten ist.[3]

Die Arbeit untersucht, wie der denkmalwerte Bestand unter diesen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen gesichert und zukunftsfähig adaptiert werden kann. Im Fokus stehen praxisorientierte Ansätze, die in Szenarien des Weiterbestehens Anwendung finden: minimalinvasive bauliche Eingriffe, Selbstbau-Lösungen im Einklang mit denkmalpflegerischen Grundsätzen und übertragbare Strategien für den gesamten Bestand. Anhand ausgewählter Fokusobjekte in Österreich (über 2000 m Seehöhe, gefährdete Lage, historische Substanz) werden Klimarisiken analysiert, Best Practice Beispiele erfasst und konkrete architektonische Interventionen entwickelt. Diese kommen bei einem Fokusobjekt im architektonischen Entwurf zur Anwendung.

Durch die Verbindung von Architektur, Klimawissenschaft, Denkmalpflege und Vereinswesen entstehen handlungsorientierte Perspektiven für den klimaresilienten Erhalt alpiner Schutzhütten. Sie werden dabei nicht nur als Schutzräume für Bergsteiger:innen, sondern auch als zusammenhängendes Netz und Zeugnisse einer kollektiven Kulturleistung verstanden, die es als essenzielles alpines Erbe angesichts des Klimawandels zu bewahren gilt.

 

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[1] Achrainer, Martin u.a. 2016, S. 9.

[2] IPCC 2021, S. 41; IPCC 2022; Kimutai, Joyce u.a. 2024; Peleg, Nadav u.a. 2025; Simon, Thorsten u.a. 2023.

[3] Mani, Peter 2024; Verband der alpinen Vereine Österreichs u.a. 2024.