Daniella Kovács 2023
Ein verfallenes Bauwerk der ungarischen Wirtschaftsgeschichte. Revitalisierung des Getreidespeichers in Szolnok
Der Getreidespeicher am Ufer der Theiß stellt ein emblematisches Bauwerk der Wirtschaftsgeschichte der Stadt dar, dessen Errichtung, Nutzung und langsamer Verfall die wirtschaftlichen Veränderungen exemplarisch widerspiegeln. Der aus Stahlbeton erbaute Gebäudekomplex war über 35 Jahre hindurch das höchste Bauwerk der Stadt und diente bis zur Privatisierung des Unternehmens in den 1990er Jahren als Lagerhaus. Mit einer maximalen Höhe von 44 Metern bestand der Baukomplex aus drei unterschiedlichen Einheiten, die mit eisernen Ladebrücken verbunden waren. Eine dieser Brücken mit einer Gesamtlänge von 104 Metern erstreckte sich bis über das Flussbett der Theiß und endete etwa 20 Meter über der Wasseroberfläche. Heute sind die Brückenkonstruktionen nicht mehr zu sehen, der Innenhof ist von Unkraut überwuchert, die Fensterscheiben sind zerbrochen und der Verputz blättert ab.
Bedauerlicherweise erfährt das industrielle Erbe in Ungarn nur wenig Beachtung. Industrieanlagen werden weder auf nationaler noch auf lokaler Ebene ausreichend geschützt, obgleich sie unverzichtbarer Bestandteil der ungarischen Städte sind und eine unverwechselbare historische Epoche verkörpern. Ziel der Arbeit ist es, dieses bedeutende Wirtschafts- und Industriedenkmal der Stadt Szolnok zu revitalisieren und neu zu interpretieren, ohne seine historische Identität zu beeinträchtigen. Die zentralen Fragen lauten: Welchen kulturellen Wert besitzt der vermeintlich unscheinbare Industriestandort? Wie kann das Industriedenkmal mit neuen Funktionen revitalisiert werden, sodass es zu einem vitalen Standort der urbanen Gemeinschaft wird?