Anna Oberthanner
Ehemalige Tourismusschule Modul – Ein junges Erbe der funktionalen Nachkriegsmoderne der 1970er Jahre
Das ehemalige Gebäude der Tourismusschule Modul wurde im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien erbaut und danach als Höhere Lehranstalt für die Fremdenverkehrswirtschaft sowie als Hotelfachlehrgang für MaturantInnen genutzt. Als Besonderheit war in den Gebäudekomplex ein eigenständiges Hotel samt Restaurant für auswärtige Gäste integriert, in dem SchülerInnen das im Unterricht erlernte Wissen anwenden konnten. Das Objekt befindet sich im 19. Wiener Gemeindebezirk und wurde 1975 fertiggestellt. Es stellt ein außergewöhnliches und seltenes Beispiel der österreichischen Nachkriegsmoderne der 1970er Jahre dar. Aufgrund der gewünschten Flexibilität und Adaptierbarkeit der Räumlichkeiten, wurde ein Stahlbetonskelett mit großen Spannweiten und einer geringen Stützenanzahl geplant. Das Gebäude trägt den funktionalen, rationalen und strukturalistischen Geist der österreichischen Architektur der 1970er Jahre, wobei innerhalb des Cottageviertels des 19. und 18. Bezirks die angewandte „Wabenstruktur“ in Form von aneinandergereihten Oktogon-Modulen für Wiener Verhältnisse als ungewöhnlich erscheint. Im September 2023 zog die Tourismusschule Wien an einen neuen Standort, wodurch das Gebäude seine Nutzung verlor und zum Leerstand wurde. Kann die Tourismusschule Modul der Wirtschaftskammer Wien als junges Denkmalerbe der Nachkriegsarchitektur und des experimentellen Schulbaus der 1970er Jahre eingestuft werden? Welche räumlichen und architektonische Qualitäten weist der Schulbau auf?
In dieser Diplomarbeit soll ein realisierbares, stringentes und denkmalpflegerisch angemessenes Nutzungskonzept für das ehemalige Schulgebäude entwickelt werden. Der Bedarf im umliegenden Stadtgebiet Peter-Jordan-Straße und Türkenschanze soll mit den räumlichen Potenzialen und Möglichkeiten des Bestandes überprüft werden. Die Anforderungen und Bedürfnisse potenzieller Nutzergruppen, öffentliche Erreichbarkeit und städtebauliche Lage des Gebäudestandortes sollen zusammen mit einer Denkmalbewertung des Bestandes in seiner Substanz ein gerechtes denkmalgerechtes Nachnutzungskonzept ergeben. Das denkmalpflegerische Konzept als Basis für die Erhaltung der Schule, soll eventuelle Maßnahmen begründen und diese als Parameter in einem möglichen Nutzungsszenario festlegen.