Anna Kránitz 2024
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Die Universitätsbibliothek in Sopron – eine Vermittlungsstrategie zur Bewahrung des spätmodernen Erbes
Zwischen 1975-1977 sind in der westungarischen Kleinstadt Sopron drei neue öffentliche Gebäude – eine Schwimmhalle, ein Bahnhof und eine Bibliothek – entstanden. Bereits nach der Fertigstellung stellte sich die Frage, ob diese Vertreter der neuen Architektur einen würdigen Platz im historischen Prozess der städtischen Denkmalpflege einnehmen werden. Trotz ihrer Anerkennung in späteren Publikationen wurden sie bis heute nicht unter Denkmalschutz gestellt. Über ihren heutigen Zustand wird nur vereinzelt berichtet: die Schwimmhalle von Lajos Tolnay wurde im Jahr 2019 abgerissen, der Bahnhof von Gyula Szánthó wurde im Jahr 2022 umgebaut. Die Universitätsbibliothek von Imre Kiss ist noch in Nutzung, seine Position und Bewertung in der Stadt ist jedoch kritisch.
Das Gebäude, das einen sich nach oben ausbreitenden, stilisierten Baum darstellt, wurde damals mit einer modernen Formsprache errichtet. Auf drei Geschossen wurden eine Fachbibliothek, eine Sammlung, flexibel abtrennbare Lesesäle für die Studenten und Lehrenden, Forschungsräume, ein Ausstellungsraum angelegt. Die Vorhangfassade aus Aluminium ist nicht nur ein gestalterisches Element, sie verhindert gleichzeitig die direkte Sonneneinstrahlung und unterstützt somit die Funktion des Gebäudes. Jedoch entspricht die Bibliothek heute nicht mehr den Bedürfnissen der BenutzerInnen, in Hinblick auf eine langfristige Weiternutzung.
Fünfzig Jahre nach ihrer Bauzeit beschäftigt sich diese Arbeit mit den öffentlichen Gebäuden der Stadt aus den 1970er Jahren und hinterfragt anhand dieser Beispiele den aktuellen Umgang mit den Werken der Spätmoderne in der Region. Die Ereignisse der letzten Jahre spiegeln eine Welle des Verfalls wider und lassen die Zukunft der noch erhaltenen Gebäude erahnen. Gibt es einen anderen Weg?
Die Vermittlung des gesellschaftlich weniger anerkannten und dadurch besonders gefährdeten Baubestands fördert das Bewusstsein und Verständnis für dieses architektonische Erbe und sensibilisiert die Bevölkerung für einen verantwortungsvollen Umgang. Diese Arbeit hat die Zielsetzung, am Beispiel der Universitätsbibliothek eine Vermittlungsstrategie zu erarbeiten, die auch die Wertschätzung für vergleichbare Gebäude erhöht.