Adrian Stibi 2025
Schönenbach – Erhalten und Weiterbauen, die Transformation eines eines Bregenzerwälder Gemein-Vorsäß außerhalb der Unterschutzstellung
Die Kulturlandschaften und die damit verbundenen Architekturen sind im gesamten Alpenraum von Transformationsprozessen betroffen. Oft begründet sich der Rückgang an Agrarbetrieben durch mangelnde Rentabilität, daher werden schon seit dem frühen 20.Jh. Nebenverdienste im Tourismus für den Erhalt immer relevanter. Die daraus entstandene wirtschaftliche Synergie wird jedoch immer mehr zum Paradox. Einerseits verdrängt der Tourismus die landwirtschaftlichen Nutzungen und verändert dadurch auch die Erscheinung alpiner Ensembles, und andererseits ist er für die Bestandserhaltung durch Vermeidung von Leerstand unverzichtbar. Aber nicht nur der Tourismus verändert Substanz, auch die Landwirtschaft mit ihrer steigenden Mechanisierung und Entwicklung hin zu rentableren Großbetrieben.
Eine besondere Form der Kulturlandschaft ist die Dreistufenwirtschaft, wie sie im Gemein-Vorsäß Schönenbach im hinteren Bregenzerwald heute noch betrieben wird. Die Siedlung ist das Bindeglied der saisonalen Viehwirtschaft zwischen den Talhöfen und den Hochalmen. Die Gebäude in Schönenbach ähneln dem Typus des Bregenzerwälderhauses in Blockbauweise. Auf den ersten Blick wirken durch die homogen verwitterten Holzoberflächen alle Gebäude wie aus der gleichen Zeitschicht stammend. Allerdings wird bei genauem Betrachten deutlich, dass immer wieder Reparaturen, Aufstockungen und Überbauungen stattgefunden haben. Die ständigen Anpassungen der Gebäude machten durch die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Nutzbarkeit die Existenz der Architektur bis heute möglich. Um Transformationsprozesse überdauern zu können, braucht es eine anpassungsfähige Architektur.
Im Jahr 2000 wurde vom BDA-Vorarlberg eine Unterschutzstellung angesucht. Das Ansuchen wurde im Jahr 2004, aufgrund der im Prozess vorgenommenen und festgestellten Überformungen eingestellt. Es müssen nun andere Lösungen außerhalb des klassischen Denkmalschutzes gefunden werden. Ziel dieser Arbeit ist es, für den Typus der Bregenzerwälder Vorsäßhütte ein Statement of Significance and Design zu entwickeln. Die prägende und erhaltungswürdige Substanz zur Wahrnehmung der Erscheinung soll herausgearbeitet werden, aber auch Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten sollen aufgezeigt werden. Die beispielhafte Anwendung erfolgt in einem Einzelbeispiel eines denkmalpflegerischen Konzepts und Entwurf für eine Hütte.