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Das Stadttheater in Grein – Bauhistorische Analyse
2015 Doris BERL

Das Stadttheater in Grein an der Donau gilt als das älteste weltliche Theater im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 1563 wurde von der Stadt Grein ein Rathaus errichtet, anschließend daran wurde im hinteren Teil des Gebäudes ein Getreidekasten eingebaut. Als sich im 18. Jahrhundert die wirtschaftlichen Verhältnisse änderten, wurde der Getreidekasten obsolet. Im Jahr 1783 veranlasste Kaiser Josef II. die Gründung des sogenannten Armen-Institutes, eine „allgemeine Schauspiel und Spektakelfreiheit“, deren Abgaben der Armenwohlfahrt zu Gute kommen sollten. In der Ratssitzung vom 30. November 1790 beantragte Franz X. Dörr den Umbau des Getreidekastens in ein ständiges Theater.
Das Gebäude weist kulturgeschichtliche Kuriositäten auf, die es wie auch sein Interieur zu einem Denkmal machen. Bemerkenswert sind die ersten Stuhlreihen, die aus Sperrsitzen bestehen. Die Besucher kauften einen Schlüssel als Theaterabonnement, mit dem die Sitzflächen des Klappstuhles im hochgeklappten Zustand abgeschlossen wurden. Eine weitere Besonderheit verbirgt sich hinter einem Vorhang in der Mitte der linken Seitenwand. Hier befindet sich der „locus secretus“, ein Abort, der von Konsolen an der Außenmauer getragen wird. Als eine Kuriosität gilt ein Bürgerarrest, der in einem an den Theatersaal angrenzenden Zimmer untergebracht war.

Das ursprüngliche Gebäude wurde im Laufe der Geschichte mehrmals baulich verändert, wie etwa nach dem Stadtbrand im Jahr 1642 und infolge von Restaurierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert. Anhand der Bauforschung werden nun die verschiedenen Bau- und Umbauphasen rekonstruiert. Die Auswertung einer dendrochronologischen Untersuchung, der restauratorischen Befundung der Fassaden sowie eine Bauaufnahme werden zu einem fundierten Ergebnis führen.




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