Hanne Rung

Hanne Rung 2024

Supervision: Univ.Prof.in Dipl.-Ing.in Dr.-Ing.in habil. Heike Oevermann, M.A.

Ko-produktive Transformationsprozesse bei (potentiellen) Großdenkmalen

Bewertung, Erhaltung und Nutzung von Großbauten im deutschsprachigen Raum vor dem Hintergrund des Pariser Abkommens

Durch die dringlichen Themen der Bauwende tritt der Umgang mit dem Bestand als Ressource in den Fokus. Die Transformation von Großbauten stellt dabei eine besondere Herausforderung dar, da die Objekte aufgrund ihres Volumens und Komplexität iterativen Planungsprozessen folgen müssen. Es bedarf neuer, flexibler und aneignungsoffener Planungswerkzeuge, die die Bedarfe aller beteiligten Akteur*innen mit einbeziehen, um obsolete Areale langfristig zu beleben. Dadurch entsteht eine neue Wertschätzung des Gebrauchs, der Gestaltung, der Transformation und des Erhaltens.
Pionierprojekte im deutschsprachigen Raum, die durch ko-produktive Planungsprozesse transformiert wurden, zeigen neue, nachhaltige Möglichkeiten im Umgang mit dem Bestand. Mit den Herausforderungen der Klimaschutzziele konfrontiert, versuchen sie, mit innovativen Ansätzen – zu unterschiedlichen Bedingungen – Lösungen für die komplexen Problemstellungen zu erarbeiten. Aus den Potenzialen der Planung (Phase 0) und des Ortes/Bestands sollen neue Werte entstehen. Daraus kann eine Best Practice abgeleitet werden, deren Parameter evaluiert und auf andere Kontexte übertragen werden können.
Wie solche ko-produktiven Prozesse bei Transformationsvorhaben von Großbauten funktionieren und welchen Einfluss sie auf die Wertedebatte im Umgang mit dem Bestand haben greift diese Dissertation als Forschungsbedarf auf. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der „unsichtbaren Architektur“1: den Formen und Ablauf der Ko-Produktion, ihrem Einfluss auf Planung und Gestaltung und der Schaffung und Definition neuer Qualitäten des Erhaltens.

Wie beeinflussen ko-produktive Transformationsprozesse die Entwicklung von Großbauten des 20. Jahrhunderts in der D-A-CH-Region, und welche spezifischen Formate, Akteurskonstellationen und zeitlichen Aspekte prägen diese Prozesse? In welchem Kontext werden unterschiedliche ko-produktive Ansätze angewandt, und welche Rolle spielen baukulturelle Kriterien bei der Bewertung und Steuerung der Ergebnisse dieser Transformationsprozesse? Insbesondere stellt sich die Frage, inwiefern die Indikatoren der Bauwende – wie Nachhaltigkeit, Denkmalpflege und adaptive Re-Use-Konzepte – einen Einfluss auf die Gestaltung und das Ergebnis ko-produktiver Prozesse in der baulichen Transformation haben. Ein zentrales Thema ist auch, ob Ko-Produktion als eigenständiger Wert innerhalb der Denkmalbewertung anerkannt werden kann, möglicherweise sogar als neuer Bewertungsmaßstab für den kulturellen und historischen Wert von Gebäuden. Inwieweit können durch ein solches, auf Ko-Produktion basierendes Bewertungssystem neue Perspektiven für den Umgang mit bestehenden Bauten und deren Anpassung an aktuelle gesellschaftliche Anforderungen entwickelt werden? Welche praktischen Implikationen ergeben sich daraus für die Akteure, die an der Transformation von Großbauten beteiligt sind, und wie wird der Erfolg dieser Prozesse in der Praxis gemessen?

Bild 1
Werkstadt Zürich (CH), Transformation des SBB Tramdepots und ihren Werkstätten zu einem Areal für Arbeit und Freizeit, Credits: Hanne Rung

Bild 2 und 3
CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg, Dornbirn (AT), Transformation von Industriehallen der Textilproduktion in ein Zentrum der Kreativwirtschaft, Credits: Heike Oevermann