251.242 2,0 h (3,0 ECTS)
Themendiplom Erhalten & Fortschreiben
UMGANG MIT SYSTEMBAUTEN DER 1960ER UND 1970ER JAHRE

Birgit KNAUER
Lorenzo DE CHIFFRE
Einführung
Freitag, 14.3.2025, 14:00 Uhr, Seminarraum 257.
Termine
Die Projektbesprechungen finden in der Regel im zweiwöchigen Rhythmus statt. Aufgrund der Komplexität der Aufgabe ist eine Laufzeit von einem Jahr für die Erstellung der Arbeiten vorgesehen.
Ca. zweiwöchentlich Freitag 12.00 – ca. 16.00
alle Termine (ausgenommen Exkursionen und wenn nicht anders angegeben) in SR 257 (Stiege 3, 2. Stock, FOB Denkmalpflege und Bauen im Bestand)
Bewerbung
Für eine erfolgreiche Bewerbung sind nachweisliche Vorkenntnisse im Bereich Denkmalpflege (Modul und/oder Entwerfen) oder Hochbau (großes oder integratives Entwerfen mit Schwerpunkt konstruktives Entwerfen und architektonisch-räumliche Qualitäten) Voraussetzung. Der Nachweis erfolgt durch ein Motivationsschreiben (max. eine A4-Seite) und ein Portfolio.
Senden Sie Ihre Bewerbung bis spätestens 3. März 2025 an: lorenzo.chiffre@tuwien.ac.at (Hochbau) und birgit.knauer@tuwien.ac.at (Denkmalpflege und Bauen im Bestand)
Inhalt der Lehrveranstaltung
Im Rahmen der Lehrveranstaltung erlangen die TeilnehmerInnen des Diplomseminars einen Einblick in die Herausforderungen in der Erhaltung und Umnutzung von Bauten der Nachkriegsmoderne. Konkret wird paarweise ein Gebäude der 1960er oder 1970er Jahre bearbeitet, das entweder bereits unter Denkmalschutz steht oder als denkmalwürdig eingestuft werden kann. Eine Vorauswahl von Objekten wird von den Betreuern getroffen, eigene Vorschläge können eingebracht werden. Das Zweierteam erstellt gemeinsam eine umfassende Bauanalyse (Bestandsbewertung auf Basis von Archivrecherche und Vor-Ort-Analyse) und eine denkmalpflegerische Strategie und erarbeitet darauf aufbauend ein vollwertiges architektonisch-räumliches Nachnutzungskonzept.
Der Fokus auf Bauten dieser Epoche hat mehrere Hintergründe. Einerseits sind sie wertvolle architektonische Objekte mit künstlerischen, technologischen und gesellschaftlichen Qualitäten, die als Zeugnisse ihrer Zeit trotz ihrer oft geringen Wertschätzung in der breiten Öffentlichkeit erhalten bleiben sollten. Andererseits repräsentieren sie die große Masse an Gebäuden, die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden und unsere gebaute Umwelt bis heute maßgeblich prägen.
Das Credo des unaufhaltsamen Fortschritts, das sich in der weltweit zunehmenden Standardisierung und Industrialisierung des Bauprozesses sowie in der Verwendung von vorgefertigten Bauteilen und innovativen Bausystemen ausdrückte, hielt in den 1960er-Jahren auch in Österreich Einzug. Die damals entstandenen Bauten stellen heute eine große Herausforderung für das Bauwesen als auch für die Denkmalpflege dar, in der Bewertung und bei Fragen der Erhaltung, Instandsetzung und Weiternutzung. Viele dieser vor der Ölkrise 1974 errichteten Gebäude weisen bauphysikalische Defizite auf, insbesondere schlechte Dämmwerte, und müssen nachgerüstet werden. Die Auseinandersetzung mit diesen Bauten bietet die Möglichkeit, Strategien für ihre Sanierung zu entwickeln und zu vertiefen – eine Herausforderung, die zunehmend als eine der größten Aufgaben des Gebäudesektors gesehen wird.
Auf theoretischer Ebene verkörpern die Systembauten der 1960er und 1970er Jahre den Fortschrittsglauben und den Geist der industriellen Produktion, sie sind dadurch aber auch das Resultat und das Zeugnis einer massiven Fehleinschätzung: der Vorstellung, dass der Mensch mittels Technologie eine perfekte Welt für sich schaffen könne. Dieser von Hybris geprägte Glaube an unendliches Wachstum lässt sich an diesen Bauten besonders deutlich ablesen. Wir sehen daher eine sensible und zugleich kritische Auseinandersetzung mit diesem baukulturellen Erbe als eine zentrale Aufgabe – sowohl im Sinne konkreter Maßnahmen zur Sanierung und zum Erhalt einzelner Bauwerke als auch als Reflexion über ein überholtes kulturelles Paradigma.
Nicht zuletzt aufgrund der Klima- und Ressourcenkrise ist es geboten, über die weitere Erhaltung und Fortschreibung dieser Bauten zu reflektieren und nachhaltige Lösungen zu finden. Als theoretische Grundlage werden diskursprägende Ideen und Positionen aus der Denkmalpflege und dem Adaptive Reuse (Umbau) aus theoretisch-methodischer Sicht in der Gruppe diskutiert und vergleichend untersucht.
Programm:
- Einführung zur Entwicklung der Nachkriegsmoderne in Österreich
- Ansätze der Denkmalpflege und der Bewertung des Bestands
- Entwurfshaltungen im Bestand – Adaptive Reuse (Umbau)
- Exkursionen
- Inputvorträge
Methoden:
- Bestandsbewertung auf Basis von Archivrecherche und Vor-Ort-Analyse und den Wertsystemen der Denkmalpflege
- darauf aufbauend Erarbeitung einer denkmalpflegerischen Strategie und eines vollwertigen architektonisch-räumlichen Nachnutzungskonzepts
- Baudokumentation mittels Raumbuch
TISS Eintrag kommt demnächst.