Wahlseminar – Denkmal + Stadt

251.883 3,5 h (5,0 ECTS)

Sex und Raum. Queerfeministische Zugänge
Fokus Denkmalpflege

Wahlseminar Denkmal und Stadt – Bachelor

Sophie STACKMANN

Einführung
Freitag, 18.10.2024, 13:00 Uhr, Raum AC-03-1

Termine
Wöchentlich Dienstag von 13-16 Uhr; Raum AC-03-1, außer 12.11, 26.11.:  an diesen Terminen findet die Veranstaltung im Raumlabor statt.
Anwesenheitspflicht!

Sondertermine
An folgenden Terminen finden Workshops in Zusammenarbeit mit dem Entwerfen TABUISIERTE STADT — QUEERFEMINSITISCHES LERNEN VON BESTAND statt (jeweils dienstags von 13 bis 18 Uhr):

Workshop 1: 15.10.24, AA 03 – 1 – CEE

Workshop 2: 10. oder 17.12.24, AA 03 – 1 – CEE

Workshop 3: 14.01., AA 03 – 1 – CEE

Abschlussveranstaltung/Ausstellung: 28.01.25, AA 03 – 1 – CEE

Anmeldung
Bewerbung für Diplomarbeiten mit Schwerpunkt Denkmalpflege mit kurzem Abstract und Portfolio bis 15. September 2024 an heike.oevermann@tuwien.ac.at

Inhalt der Lehrveranstaltung
Das Seminar befasst sich auf unterschiedlichen Maßstabsebenen damit, wie Intimität, Nähe und Sexualität in der Architektur verhandelt werden. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Auseinandersetzung mit Orten, die mit Sexualität oder Intimität assoziiert werden, auch eine kritische Perspektive auf die Ränder der Architekturgeschichte und die Konstruktion von Gendernormen eröffnet. Kontexte wie Sexarbeit, das versteckte Ausleben von Sexualität im öffentlichen Raum oder Sexualität in Wohnräumen zählen in der Regel nicht zu den etablierten Bestandteilen von Entwurfsaufgaben. Dennoch erzählen sie maßgeblich davon, wie Architektur und Stadtraum im Alltag angeeignet werden: wie sich Sexualität grundsätzlich auf die Definition von Raum und die Verteilung von Macht auswirkt. Damit ist nicht nur die Frage verknüpft, wer bestimmt, was ein sexueller Akt sein kann, sondern auch Verständnisse von Körpernormen, Scham, Liebe und Freundschaft wie auch die Abgrenzung von Privatheit und Öffentlichkeit. In der Lehrveranstaltung setzen wir uns mit unterschiedlichen Orten und Architekturen auseinander, die beispielsweise als (geheime) sexuelle Treffpunkte angeeignet wurden oder für sexuelle Handlungen konzipiert wurden. Die Beispiele reichen von öffentlichen Bedürfnisanstalten, Schwimmbädern oder Parks bis hin zu Stadtarealen, die mit Sexarbeit in Verbindung gebracht und stigmatisiert werden.

Fokus Denkmalpflege
Die Teilnehmenden des Seminars können entweder den Fokus Kunstgeschichte (251.872 Wahlseminar Kunstgeschichte) oder Denkmalpflege belegen. Im gewählten Fokus werden im Anschluss die Seminararbeiten verfasst. Im Fokus Denkmalpflege werden die Forschungsfragen für die Seminararbeit anhand der Beschäftigung mit Wiener Beispielen entwickelt. Dabei können sowohl denkmalgeschützte Architekturen Thema sein wie auch die Frage, wie Orte der Sexualität als kulturelles Erbe der Stadt Wien sichtbar gemacht werden können beziehungsweise als solche gesellschaftlich verhandelt werden. Ausgangspunkte können etwa folgende Fragen sein:

  • Entlang welcher (historischen) Narrative werden Orte der Sexualität in Wien verhandelt?

  • Bei welchen Objekten sollte Sexualität für die Eintragung als Denkmal eine Rolle spielen?

  • Wie können Orte der Sexualität als kulturelles Erbe sichtbar gemacht werden?

  • Wie verändern sich Verständnisse von Erhalt und Konservierung, wenn Orte oder Objekte und ihre Beziehungen zu Sexualität und Gesellschaft bewusst adressiert werden? Wie verändert sich beispielsweise die Bewertung einer öffentlichen Bedürfnisanstalt, wenn sie als sexueller Treffpunkt verstanden wird? Wie ändern sich Perspektiven, wenn Schwimmbäder nicht nur für ihre architektonische Formensprache unter Denkmalschutz gestellt werden, sondern als Räume, die auch über das Praktizieren von Intimität ihre Bedeutung erhalten?

Hinweis
Die Lehrveranstaltung ist Teil einer forschungsbereichsübergreifenden Kooperation und des Forschungsprojekts „STUMMES ERBE – Queerfeministische Bestandspflege tabuisierter Orte“. In diesem Projekt möchten wir ein neues, an bestehende Architekturforschung anknüpfendes Instrumentarium zu entwickeln, das eine Alternative zu den tradierten Werkzeugen des Kanons bietet (Lorde 1984; Bonnevier 2007). Unser Schwerpunkt liegt dabei auf den zukünftigen Umgang mit bestehender Architektur. Auf diese Weise möchten wir an einem geschichtssensiblen Entwurfsverständnis arbeiten, das aus der theoretischen Kanonkritik eine queerfeministische Praxis baulicher Bestandspflege entwickelt.

Die Lehrveranstaltung untergliedert sich in zwei Wahlseminar-Gruppen, die entweder den Fokus Kunstgeschichte oder den Fokus Denkmalpflege gewählt haben. Beide Gruppen werden gemeinsam von den Dozierenden der Kunstgeschichte und Denkmalpflege angeleitet. Die Lehrveranstaltung findet in Abstimmung mit Julia Nulers Entwerfen 253.L78 TABUISIERTE STADT — QUEERFEMINSITISCHES LERNEN VON BESTAND statt. Ein gemeinsames Forum für Diskussionen und Workshops wird in mehreren Terminen abgehalten. Dieses findet in den regulären Zeiten des Entwerfens statt (Dienstag 13–18 Uhr). Darüber hinaus werden vier Abendvorträge die LVAs thematisch ergänzen (Termine Mittwochs, tba). Zur Anwesenheit im Seminar gehört die Teilnahme an diesen Foren und Vorträgen.

Methoden
Grundlegend für die Methodik des Seminars ist das Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens. Außerdem beschäftigen wir uns mit einer Kritik am bestehenden Kanon und gleichzeitig mit der Sichtbarmachung marginalisierter Phänomene. Entsprechend müssen historische Quellen unter Umständen anders befragt oder andere Quellen verwendet werden (wie etwa Oral History oder Kriminalakten). Wir betreiben eine Spurensuche, wie Sexualität, Intimität, Nähe historisch verhandelt wurde und wie diese Verhandlungen mit Raum und Architektur in Verbindung gebracht werden können. Für den Fokus Denkmalpflege können je nach Schwerpunkt der Seminararbeit unterschiedliche Methoden wie Archivrecherche, Diskursanalyse, Counter-Mapping oder Ortsbegehungen und -analysen zum Einsatz kommen.

Leistungsnachweis
Der Leistungsnachweis für das Wahlseminar mit Fokus Denkmalpflege besteht aus drei Teilleistungen.

Als Teilleistung 1 im Fokus Denkmalpflege wird als Grundlage für die Seminararbeit eine Bibliografie und eine Gliederung für den wissenschaftlichen Text (Teilleistung 2) verfasst sowie eine Forschungsfrage aufgestellt. Diese Vorarbeiten werden im Verlauf des Seminars erarbeitet und bereiten die Abgabe des wissenschaftlichen Texts (Teilleistung 2) vor. Im Lauf des Semesters wird ein Arbeitsstand zur Beschäftigung mit dem Forschungsgegenstand präsentiert.

Als Teilleistung 2 wird ein wissenschaftlicher Text mit 30.000 Zeichen verfasst.

Teilleistung 3 besteht aus einem Output, der in einem gemeinsamen Workshop erarbeitet wird. Dieser wird am 28.1.25 bei der Abschlußveranstaltung präsentiert.

Für das Bestehen der Veranstaltung ist die Anwesenheit in den Veranstaltungen Voraussetzung.

Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten: Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)

ALLE SCHRIFTLICHEN ABGABEN WERDEN MIT DER PLAGIATSSOFTWARE TURNITIN AUF TUWEL ÜBERPRÜFT