Helene Baumgärtel 2024
Emotionale Wertzuschreibungen von Kirchendenkmalen: Ein Konzept zur kulturellen Umnutzung der St. Josef Kirche in Eitorf als Museum
Immer mehr Kirchengebäude in Deutschland und Österreich werden von den Bistümern aufgegeben. Profanierungen und Abriss oder Verkauf von Kirchen und damit auch die Diskussionen über den weiteren Umgang mit den Sakralbauten sind präsent. Die Situation wirft Fragen nach dem Erhalt des kulturellen Erbes, dem Wert von religiösen Gebäuden in säkularen Kontexten und den Bedürfnissen der Gemeinschaft auf. Die Bedeutung von Kirchengebäuden geht über ihre religiöse Funktion hinaus und erstreckt sich auf kulturelle, soziale und historische Dimensionen. Das Verständnis des emotionalen Bezugs der Nutzer:innen zu umgenutzten Kirchengebäuden ist daher von großer Bedeutung, da es nicht nur zur Erhaltung des baulichen Erbes beiträgt, sondern auch Einblicke in die soziale Bedeutung von Architektur und die Diskursdynamik von Denkmalprozessen gibt.
Die Diplomarbeit untersucht die emotionalen Wertzuschreibungen der Nutzer:innen zur St. Josef Kirche in Eitorf und entwickelt daraus ein Konzept zur Umnutzung der profanierten Kirche in ein Museum des Bananensprayer Thomas Baumgärtel. Das geplante Museum soll das Kirchengebäude und seine Anlage durch Ausstellungen und einen Skulpturenpark öffentlich zugänglich machen. Die 1970 fertiggestellte katholische Filialkirche, entworfen von Hans Lob, wurde 2021 unter Denkmalschutz gestellt. Engagierte Gemeindemitglieder entwickelten über Jahre hinweg Konzepte zur Bewahrung und später zur kulturellen Umnutzung der Kirche, die wiederholt von den übergeordneten Pfarrgremien abgelehnt wurden. 2021 wurde die Kirche profaniert und das Bistum Köln und der Kirchenvorstand in Eitorf schrieben die Kirchenanlage zum Verkauf aus. Ein begleitender Diskurs zum Schließungs- und Umnutzungsprozess fehlte. Die Diplomarbeit leistet einen Beitrag dazu, wie durch die Einbeziehung von Anwohnenden und ehemaligen Nutzer:innen wertvolle Erkenntnisse in den Umnutzungsprozess integriert werden können.
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Der theoretische Teil gibt eine Einführung in die emotionalen Wertzuschreibungen der Nutzer:innen von Kirchendenkmalen, erläutert den historischen Kontext der St. Josef Kirche, ihre architektonischen und denkmalpflegerischen Merkmale und die Prozesse der Schließung und Profanierung der Kirche. Die empirische Untersuchung verwendet qualitative Methoden wie Beobachtungen, Diskursanalysen und eine Fokusgruppenbefragung, um die subjektiven Wertzuschreibungen und emotionalen Bindungen der ehemaligen Nutzer:innen und Anwohnenden der St. Josef Kirche zu erfassen. Die Interviews sollen zudem die Wünsche und Vorstellungen der Nutzer:innen bezüglich der zukünftigen Nutzung des Gebäudes ermitteln. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in den abschließenden Konzeptentwurf ein, der als exemplarischer Vorschlag für die denkmalgerechte und nachhaltige Umnutzung der Kirche dient.