Dóra Komáromi 2023
Mehrwert aus dem Erhalt – Nutzungskonzept zur Revitalisierung der ehemaligen RÁBA-Betriebsgaststätte
Das ehemalige Restaurant- und Küchengebäude der RÁBA-Waggonfabrik aus den 1970er-Jahren befindet sich in der westungarischen Stadt Győr. Die Geschichte der Waggonfabrik geht auf das Jahr 1897 zurück. Zwischen 1960 und 1980 erfolgte eine umfassende Umstrukturierung des Unternehmens, die mit dem Bau zahlreicher neuer Gebäude begleitet wurde. In dieser Periode entwarf der Architekt József Lőrincz nicht nur das Mensagebäude, sondern mehrere Hallen, Sozialgebäude und Büros für das Unternehmen. Heute erhebt sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände das untersuchte Objekt als letzte Spur der Fabrik.
Eine große Küche, ein Restaurant mit Platz für 600 Gäste sowie Konferenzräume wurden im Gebäude untergebracht. Bei seiner Konzeption und Gestaltung wurde nicht nur auf eine großzügige Raumgestaltung geachtet, sondern auch höchster Komfort gewährleistet. Darüber hinaus befinden sich im Gebäude zwei großformatige, abstrakte Kunstwerke, die speziell für diesen Ort geschafft wurden. Das Gebäude ist in seiner ästhetischen Qualität einerseits stark an die allgemeine Formensprache der Epoche angepasst, andererseits stellt es gerade aufgrund der raffinierten Verwendung von zeittypischen Elementen ein einzigartiges Werk dar.
In den postsozialistischen Ländern, wie Ungarn, ist der Schutz des modernen architektonischen Erbes eine besonders interessante und schwierige Aufgabe. Die breite Öffentlichkeit identifiziert diese Gebäude oft mit dem Regime, unter dem sie gebaut wurden und lässt die architektonischen Werte außer Acht. Anhand des Objektes soll gezeigt werden, warum es dringend notwendig wäre, eine Art öffentlichen Konsens über moderne Bauten zu schaffen. Da sich das Gebäude auf einem potenziellen Entwicklungsgebiet befindet und sehr günstig und zentral in der Stadt gelegen ist, wird befürchtet, dass dieses auch in den nächsten Jahren für den Abriss vorgesehen wird. Es stellt sich die Frage, welche Maßnahmen erforderlich sind, um eine nachhaltige und angemessene Nutzung des Gebäudes zu gewährleisten. Kann das Gebäude durch eine Umnutzung wieder zu einem starken, lebendigen Teil der Stadt werden, ohne seine Identität zu verlieren?