ENERGIEHAUSHALT

ENERGIEHAUSHALT OBERÖSTERREICH 1918–1938

Infolge der staatlichen Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg fand sich Österreich von den Kohlerevieren Böhmens und Mährens getrennt, sodass die Wirtschaftspolitik den Einsatz alternativer Energieträger forcieren musste. In Oberösterreich boten Bodenschätze sowie die reichlich vorhandenen Fließgewässer mehrere Möglichkeiten, der Energiekrise gegenzusteuern. Der Option eines Ausbaus der Kohleförderung im Hausruck und der Exploration von Erdöl und Erdgas stand die Errichtung von Wasserkraftwerken gegenüber. Letzterer startete fulminant mit dem Bau des Speicherkraftwerks Partenstein und manifestierte sich Mitte der Zwanzigerjahre in den Planungen für eine Kraftwerkskette an der Enns. Der Anteil von Erdöl an Österreichs Energiebedarfsdeckung betrug zu Beginn der Zwanzigerjahre nur 1,5 Prozent, sollte allerdings als Folge des Aufbaus eines prosperierenden Erdölbergbaus im nördlichen Wiener Becken seit Mitte der Dreißigerjahre bedeutend zunehmen. In Oberösterreich vermutete man seit Ende des 19. Jahrhunderts Vorkommen von Kohlenwasserstoffen im Hausruckviertel. Ihre Förderung sollte erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs einsetzen. Somit verblieb für die Bedarfsdeckung der benötigten Energie nur der Ausbau des Braunkohlebergbaus im Hausruck. Angesichts der minderen Qualität der Braunkohle erschien deren Verstromung als wirtschaftlich opportun.
Um den Energiebedarf in Oberösterreich zu erheben wie auch die landesweite Energieproduktion darzustellen, wurden die Entwicklung bedeutender Energieverbraucher wie industrielle Ballungsräume, der Anstieg des Verkehrs- und Transportwesens, die Anfänge der Elektrifizierung kommunaler und privater Haushalte sowie die beginnende Mechanisierung der Landwirtschaft nachgezeichnet. Dieser Darstellung gegenübergestellt wurde die reale Produktion von Energie anhand bedeutender Unternehmungen wie der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks AG, der Oberösterreichischen Wasserkraft und Elektrizitäts-AG, der Elektrizitätswerke Stern & Hafferl und der Eigenproduktion von Industriebetrieben sowie kommunaler Kraftwerke. Der aus dieser Gegenüberstellung ersichtliche Grad der Bedarfsdeckung bildete eine Grundlage für entsprechende energiepolitische Strategien im Land Oberösterreich, die ihrerseits Antworten auf die oben gestellten Fragen ermöglichten.

Auftraggeber:
Oberösterreichisches Landesarchiv (Direktor Dr. Gerhart Marckhgott)
Mit den Beschlüssen des oberösterreichischen Landtages und des Gemeinderates der Stadt Linz wurden im Jahr 2009 sowohl das Oberösterreichische Landesarchiv als auch das Archiv der Stadt Linz mit dem Projekt „Oberösterreich 1918–1938 – Linz 1918–1938“ beauftragt. Von den insgesamt mehr als einhundert eingereichten Projektvorschlägen werden 62 bis zum Jahr 2018 ausgeführt werden.

Projektleitung:
Ao. Univ. Prof. Dr. phil. Gerhard A. Stadler

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen:
Christian Gepp, Mag. Markus Drapalik, Dipl. Ing. Emmerich Seidelberger (alle Universität für Bodenkultur Wien), Dr.in Johanna Walch (Universität Wien), Prof. Dipl. Ing. Dr. Fritz Idam (Hallstatt)

Projektzeitraum:
2012–2016

Ergebnisse:
Emmerich Seidelberger et al.: EEOOE – Energiebedarf und Energiebedarfsdeckung in Oberösterreich 1918–1938. In: Oberösterreichisches Landesarchiv und Archiv der Stadt Linz: Einreichungen zum Projekt Oberösterreich 1918–1938. Linz 1918–1938. Begleitpublikation zur Tagung vom 16. bis 18. Februar 2011, S. 69
Gerhard A. Stadler, Friedrich Idam: Oberösterreichs Energiepolitik und wirtschaftliche Rückständigkeit in der Zwischenkriegszeit. In: Oberösterreichisches Landesarchiv und Archiv der Stadt Linz: Einreichungen zum Projekt Oberösterreich 1918–1938. Linz 1918–1938. Begleitpublikation zur Tagung vom 16. bis 18. Februar 2011, S. 70
Präsentation des Projektvorhabens im Rahmen der Tagung „Oberösterreich 1918–1938“ im Oberösterreichischen Landesarchiv, Linz am 13. Februar 2012
Gerhard A. Stadler et al.: Energiebedarf Oberösterreich 1918–1938. In: Oberösterreichisches Landesarchiv: Oberösterreich 1918 – 1938. Begleitpublikation zur Tagung am 13. Februar 2012, S. 51 f.
Präsentation der Forschungsleistungen und Schlussbericht in der Zentrale der ENERGIE AG OÖ in Linz am 1. Februar 2016
Christian Gepp, Markus Drapalik, Johanna Walch, Gerhard A. Stadler: Die Entwicklung des oberösterreichischen Energiehaushalts 1918–1938, Wien 2016

Finanzierung:
ENERGIE AG Oberösterreich / Oberösterreichisches Landesarchiv bzw. Amt der Oberösterreichischen Landesregierung