INDUSTRIE-DEHIO

INDUSTRIE-DEHIO NIEDERÖSTERREICH

Erhebung und Dokumentation des industriellen Erbes Niederösterreichs im Rahmen des unter dem Arbeitstitel „Industrie-Dehio“ laufenden institutsinternen Forschungsprojektes. Das Ziel lag in einer standardisierten und computergestützten Erfassung des industriellen Erbes Niederösterreichs, das anhand von ungefähr eintausend Bauwerken und Fabrikensembles aus den Bereichen Produktion, Distribution und Verkehr dokumentiert wurde. Die Mehrzahl der Objekte stammt aus der Periode des Industriezeitalters, das in Niederösterreich im späten 18. Jahrhundert seinen Anfang nahm. Zeitlich erfasste die Inventarisation auch Bauwerke aus vorindustrieller Zeit, insbesondere wassergetriebene Mühlwerke wie sie bereits seit dem Mittelalter für das Mahlen von Getreide, den Antrieb von Sägen oder das Stampfen von Pulver Verwendung fanden. Darüber hinaus sind auch Industriekomplexe und technische Einrichtungen der Gegenwart festgehalten, gewisser-maßen als Denkmale der Zukunft, die Wendezeit zur postindustriellen Gesellschaft illustrierend.

Die Dokumentation des industriellen Erbes beschränkt sich nicht nur auf ein Gerüst aus Jahreszahlen und Personen- oder Unternehmensnamen oder etwa auf die sachliche Beschreibung überlieferter Bauformen und Produktionsabläufe, sie bezieht auch Arbeits- und Lebenswelten mit ein, erschließt Zwänge und Missstände der industriellen Produktionsweise, denn nicht allein die Erfolgsgeschichte galt es festzuhalten, sondern auch die Irrwege, Fehlschläge und Katastrophen, will man einer Bewertung des industriellen Erbes gerecht werden. Verzeichnet sind auch biografische Notizen von Werkangehörigen, Unternehmern, Industriearbeitern und Fabrikanten, die mit Selbstverständnis ihren Tätigkeiten nachgingen, aber auch Hinweise auf den entwürdigenden und vielfach im Tod endenden Arbeitseinsatz von Kettensträflingen und Zwangsarbeitern, von Kriegsgefangenen oder von Konzentrationslagerhäftlingen.

Auftraggeber:
Institut für Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Industriearchäologie (Technische Universität Wien)

Projektleitung:
Univ. Ass. Dr. phil. Gerhard A. Stadler

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen:
Dipl. Ing. Dr. Miloš Kruml, Dipl. Ing. Michael Wistawel, cand. arch. Florian Wicke, Dr. Andrea Komlosy (alle Technische Universität Wien)

Projektzeitraum:
1990 – 2000

Projektzeitraum:
Gerhard A. Stadler: Der versinkende Fortschritt. Initiativen zur Erhaltung und Dokumentation von Industriedenkmälern im Viertel unter dem Wienerwald. In: Industrieviertler Hausbuch, hg. vom NÖ. Bildungs- und Heimatwerk, Wien – Himberg 1991, S. 229–234
Gerhard A. Stadler: „Der Industrie-Dehio. Inventarisation und Dokumentation des industriellen Erbes in Österreich“. Internationales Symposium „Das industrielle Erbe unter den Bedingungen des Gemeinschaftswerks Aufschwung Ost – Bewahren – Nutzen – Gestalten: Stand und Perspektiven“. Veranstalter: Deutsche Gesellschaft. Sektion Industriearchäologie. Bad Saarow, 5. bis 10. Oktober 1992
Gerhard A. Stadler: „Industriearchäologie in Niederösterreich“. Festvortrag zur Jahreshauptversammlung der Gesellschaft zur Förderung und Erforschung der Industriekultur im Viertel unter dem Wienerwald. Guntramsdorf, 19. November 1992
Österreichischer Rundfunk: „Schatzkammer Archäologie“. Eine ORF-Dokumentation des Projektes Industrie-Dehio. Redaktion: Manfred Rameseder, Wien 1993
Gerhard A. Stadler: Industriekultur und Industriearchäologie. In: Niederösterreichische Wirtschaftschronik, hg. von der Gesellschaft für Wirtschaftsdokumentationen, Wien – Horn 1994, S. I/171–I/186
Gerhard A. Stadler: Aufbruch in das Industriezeitalter. In: Raum. Österreichische Zeitschrift für Raumplanung und Regionalpolitik, 26/97, S. 10–13
Gerhard A. Stadler: Erdöl im Weinviertel. Perspektiven zu der Erhaltung Österreichs ältester Förderlandschaft. In: Historicum. Zeitschrift für Geschichte, Sommer 1997, S. 28–34
Gerhard A. Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs. Aktuelle Forschungen im Fachbereich Industriearchäologie. In: Blätter für Technikgeschichte 60 (1998), S. 93–125
Gerhard A. Stadler: „Industrielles Zwischenspiel in der Kornkammer Niederösterreichs“. Tagung des Lehrstuhls Technikgeschichte der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus in Zusammenarbeit mit den Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus und dem Energieunternehmen Essag: „Technik und die Veränderung der Kulturlandschaft“, Cottbus, 26. Februar 1998
Gerhard A. Stadler: Endbericht zum Forschungsprojekt Industrie-Dehio Niederösterreich. Technische Universität Wien 1998
Gerhard A. Stadler: Im Wein die Wahrheit! – Der Reichtum im Öl? „Canadisches“ Erdöl im Weinviertel. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber (Hg.): Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 7), Münster – New York – München – Berlin 1998, S. 239–247
Gerhard A. Stadler: Industriearchäologie quo vadis? Vom Aufbruch in die industrielle Vergangenheit. In: Blätter für Technikgeschichte, Bd. 63/2002. Manfred Wehdorn zum 60. Geburtstag, S. 13–32
Gerhard A. Stadler: „Oil mining in the cultural landscape of Lower Austria“. 2nd International Conference of ESEH (european society for environmental history): „Dealing with Diversity“, Prag, 5. September 2003
Gerhard A. Stadler: Industrielles Zwischenspiel in der Agrarlandschaft. Erdölförderung in der Kornkammer Niederösterreichs. In: Günter Bayerl, Torsten Meyer (Hg.): Die Veränderung der Kulturlandschaft. Nutzungen – Sichtweisen – Planungen (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 22), Münster – New York – München – Berlin 2003, S. 123–138
Gerhard A. Stadler: Bauform und Architektur der frühen Fabriken in Niederösterreich. In: Massenware – Luxusgut. Technik und Design zwischen Biedermeier und Wiener Weltausstellung 1804–1873, hg. Technisches Museum Wien, Wien 2004, S. 164–175
Gerhard A. Stadler: The Building Structures and Architecture of Early Factories in Lower Austria. In: Mass Production – Luxury goods. Technology and design from the Biedermeier era to the Vienna World Exhibition 1804–1873, ed. Technisches Museum Wien, Wien 2004, p. 60–66
Gerhard A. Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs. Geschichte – Technik – Architektur. Wien, Köln, Weimar 2006
Michael Pammer: Habilitation Gerhard A. Stadler. Industriearchäologie Niederösterreichs. In: Historicum. Zeitschrift für Geschichte, Herbst 2006, S. 9–11
Anonym: Stadler, Gerhard A. Das industrielle Erbe Niederösterreichs. Geschichte – Technik – Architektur, 2006, Böhlau, 1019 Seiten, 939 s/w-Abb. ISBN 3-205-77460-4. Besprochen in: industriewissenschaftliches institut aktuell, iwi 2006/4
Günther Luxbacher: Stadler G.A.: Das industrielle Erbe Niederösterreichs. Geschichte – Technik – Architektur. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2006. ISBN 978-3-205-77460-0. 1019 S., 940 Abb., geb., 89,- €. Besprochen in: Bautechnik. Zeitschrift für den gesamten Ingenieurbau, 84. Jg. Mai 2007, Heft 5, S. 359–360
Gerhard A. Stadler: „Die Nadelburg in Lichtenwörth im Besitz der Battyány“. Vortrag im Rahmen der Schlaininger Gespräche 2006: „Die Familie Battyány im 17. und 18. Jahrhundert“, Stadtschlaining, 26. September 2006
Gerhard A. Stadler: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach …“ Sägemühlen im niederösterreichischen Waldviertel. In: industrie-kultur. Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte, 4/2006, 12 f.
Gerhard A. Stadler: „Das Industrielle Erbe im Raum Wiener Neustadt“. Vortrag im Stadtarchiv Wiener Neustadt, 6. Juni 2008
Gerhard A. Stadler: Die Architektur der Industrielandschaft. In: Elke Krasny, Theresia Hauenfels: Architekturlandschaft Niederösterreich. Industrieviertel, hg. von Kunstbank Ferrum – Kulturwerkstätte und ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich, Salzburg – München 2009, S. 13–20
Gerhard A. Stadler: The Architectur of the Industrial Landscape. In: Elke Krasny, Theresia Hauenfels: Lower Austria – The Architectural Landscape. Industrieviertel-Region, hg. von Kunstbank Ferrum – Kulturwerkstätte und ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich, Salzburg – München 2009, p. 13–20
Gerhard A. Stadler: Schwarzes Gold aus dem Weinviertel. Niederösterreich als bedeutende Lagerstätte für Erdöl. In: industrie-kultur. Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte, 15. Jg. (2009), 49. Heft, Ausgabe 4/2009, S. 10–13.
Gerhard A. Stadler: „Geschichte der Erdölförderung in Österreich unter besonderer Berücksichtigung der Förderlandschaft in Niederösterreich“. Tagung der Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland in Poysdorf: „Baudenkmäler der Erdöl- und Erdgaswirtschaft“, 26. September 2011
Gerhard A. Stadler: Die „Nadelburg“ zu Lichtenwörth unter Theodor Graf Batthyány. In: Rudolf Kropf (Hg.): Die Familie Battyány. Ein österreichisch-ungarisches Magnatengeschlecht vom Ende des Mittelalters bis zur Gegenwart, Bd. 2, Eisenstadt 2014, S. 101–114

Finanzierung:
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) / Wissenschaftliche Landesakademie für Niederösterreich / Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Kultur und Wissenschaft